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wurden. Gleichen Schritt mit den Kuglern hielten die Glasschneider,
Maler und Vergolder.
Bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts war die Hohl
glas-Industrie Böhmens auf bedeutender Höhe; — da erfolgte
ein Bückschlag. Mit Heid hatten andere Länder die böhmische
Glas-Industrie betrachtet. Gross waren die Anstrengungen der rasch
überall auftretenden Concurrenz. Alle Staaten legten grosse Zölle
auf böhmisches Glas und begünstigten durch wesentliche Vortheile
das Einwandern böhmischer Glas-Arbeiter. (Diese wurden durch
grosse Summen und viele persönliche Freiheiten für’s Ausland in
Massen geworben.)
Auswanderungs-Verbote von Seite der Regierung hatten keinen
Erfolg, die vorzüglichsten Kräfte gingen in das Ausland, die nach
wachsenden Arbeiter hatten keine genügende Ausbildung; die
künstlerische Richtung verlor sich, weil jede Arbeitskraft eben nur
ausgenützt, nicht mehr cultivirt wurde. Namentlich die Kugler
laugten nicht mehr aus, die von ihnen begehrte Arbeit zu bewältigen;
es wurden, um Ersatz für die schönen Schliffe zu schaffen, die Glas-
Waaren in Formen von Messing gegossen, oder in zart ausgravirte
Messing-Formen eingeblasen. Diese Imitation kam wohl dem Original
nicht gleich, allein die Erzeugnisse waren von weit grösserer
Billigkeit. Der Weg, die Concurrenz durch Billigkeit der Waaren
zu bekämpfen, war einmal betreten, und musste nach allen Richtungen
verfolgt werden. Die Glas-Masse wurde von den Hütten billiger
verlangt und in Folge dessen statt sorgfältig gewählter Materialien,
Sand verarbeitet und Natron verwendet. Von Entlohnung der
Arbeiter für künstlerische Leistungen war nicht mehr die Rede,
die Ausbildung derselben war zur Unmöglichkeit gemacht und ihre
Leistungen sanken bis zur und unter die Mittelmässigkeit.
Da trat endlich in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts
ein Umschwung zum Bessern ein. — Ausbildung des Arbeiters wurde
das Losungswort und zunächst wurde eine Fach-Zeichnen-Scbule
gegründet.
Die Glas-Hütten zogen Chemiker an sich und veredelten
ihre Erzeugnisse; Gold-Purpur, Oxyde und Oxydule von Kupfer, Eisen,