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Buehweizenbau in Uebung. Von einer geregelten Feldwirtschaft war
jedoch keine Rede und es folgten auf drei- bis viermalige Ansaaten
meist eben so viele Brachjahre. Mais und Getreide und so fort, das
war auch hier der Wechsel!
Selbst in Galizien, wo abgesehen von den ausgedehnten Wald
flächen, die einen grossen Theil des Bodens einnahmen, ein überaus
fruchtbares Erdreich die Erträge sichert, war es so. Nur deshalb
konnte man es als einen Fortschritt betrachten, wenn die Grossgrund-
Besitzer begannen, sich der oft erwähnten Dreifelder-Wirtschaft
hinzugeben, um damit einige Regel in die Regellosigkeit zu bringen.
In den ärmeren und rauheren Gegenden ersetzte gar oft die dem
gemeinen Manne eigene Genügsamkeit den mangelnden Fleiss oder
die fehlende Thatkraft; denn der Bauer nahm lieber das Wenige
befriedigt hin, was ihm die irrationelle Bewirtschaftung bot, als
dass er Besseres und Mehr durch ungewohnte Anstrengung erreicht
hätte. Dies macht es auch erklärlich, dass ausser den übrigen Haupt-
Feldgewächsen, die Kartoffel, die auch in Galizien schon zur Zeit
bekannt wurde, da die sächsischen Kurfürsten als Könige von Polen
herrschten, sich so lange nicht einzubürgern vermochte. Es waren
auch hier Ereignisse trauriger Natur erforderlich, wie ihrer an
früherer Stelle gedacht wurde, um ihr die verdiente Würdigung zu
verschaffen.
Der Weinbau, obschon an einigen wenigen Orten uralt, blieb
stets unerheblich; ebenso der Obstbau. Getreidebau, die Wald- und
Viehwirtschaft, — letztere getragen von dem in beträchtlicher Menge
vorhandenen Weideland — darauf basirte im Allgemeinen die Boden
rente. Der Pferdeschlag, den man züchtete, war in seinen Repräsen
tanten klein aber ausdauernd, das Rind, der podolischen Race ange
hörend, kräftig. Fleisch-Production war das Hauptziel, das mehr
durch Ankauf und Mästung, als durch Züchtung erstrebt wurde.
Dies sind in schwachen Umrissen die Zustände der Landwirt
schaft in den österreichischen Ländern, wie sie vor ungefähr einem
Jahrhunderte sich herangebildet hatten. Ein, wenn auch nur flüchtiger
Blick auf ihre gegenwärtige Gestaltung wird den unleugbaren Fort
schritt erkennen lassen, den sie fast überall, in manchen Theilen der