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Antimon, Uran, sowie Kohle und eine Menge Silber-Präparate wurden
angewandt, um durch sie und ihre Vermischung neue schöne Farben-
Nüancen in der Glas-Masse hervorzubringen — und in kurzer Zeit
wurden aus Böhmen eine Beihe ganz neuer, farbiger Glas-Sorten in
den Handel gebracht, die allgemein überraschten.
Bosa-Glas, anna-gelb oder gold-krystall, blauroth und grün
überfangenes Glas, rubinirte und gelb geätzte Gefässe, deren einzelne
Farbenschichten bis zur reinen Krystall-Glas-Unterlage durchschliffen
waren, fanden Anklang und Beifall.
Hierin concurrirte das Ausland nicht mehr, es wurden bessere
Preise bezahlt, rasch participirten die Arbeits-Löhne daran und
bei höherem Verdienste konnte der Arbeiter seine Geschicklichkeit
wieder vollständig verwerten und vorwärts streben. — In dieser
Periode kam endlich auch die Begierung zu Hilfe, indem sie die
Zeichnen-Schule reorganisirte, zugleich eine Modellir-Anstalt daraus
machte, deren Kosten bestritt und einen akademischen Künstler als
Lehrer gewann, unter dessen Leitung bald reichliche Früchte heran
reiften.
Die Gefässe erhielten neue, ästhetisch vollendete Formen; styl
gerecht wurden die Verzierungen der Maler und Graveurs, ganz
neue Collectionen prächtiger Erzeugnisse wurden in den Welthandel
gebracht und eroberten sich die Gunst des Publicums durch die
Correctheit der Formen, durch die wahrhaft künstlerische Ausführung
der Decorationen*).
In Kürze sei hier noch einiger Namen gedacht, welche sich an
die Entwickelung der Glas-Industrie in Oesterreich knüpfen. Anton
von Stark war es, welcher zuerst in Oesterreich im Jahre 1849 bei
der Tafel-Glas-Erzeugung die Steinkohlen-Feuerung einführte, und
zwar geschah diess in der Glas-Fabrik des Johann David v. Stark
zu Badnitz. Ein Jahr darauf kam zu Beichenau (Falkenauer Bezirk)
*) Mit der Glas-Rafti nirung (concentrirt in der Umgebung von Hayda
Hohlglas-Waaren und Gablonz Glas-Quincaillerien und Glasperlen) "waren
irn Jahre 1865 an 52.500Personen beschäftigt, deren Arbeit einen Wert von
10 Millionen Gulden repräsentirte. In demselben Jahre standen 211 Glas
hütten (mit 267 Oefen und 2205 Häfen) in Betrieb; dieselben erzeugten Roh-
Glas von verschiedener Art im Werte von 8 Millionen Gulden und beschäf
tigten 9535 Arbeiter.