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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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nicht für Schatten gesorgt; das Geheimniss, wie diesem Bedürfnisse 
am leichtesten genügt werden könne, lauschte man der Natur ab 
und verfertigte aus einem grossen oder vielen kleinen Blättern 
Laubdächer in Form eines Schirmes, die jedoch den Nachtheil 
hatten, dass sie nur, so lange die Blätter frisch blieben, mit Erfolg 
benützt werden konnten. 
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erst wurden in Europa, und 
zwar in Italien Schirme aus Seide verfertigt und benützt, und ver 
breitete sich diese Einführung ziemlich rasch in die damals für jeden 
Comfort empfänglichen Länder, nämlich Spanien und das südliche 
Frankreich; schon im Jahre 1720 fanden Sonnenschirme aus Seide 
auch in Oesterreich und Deutschland Verwendung. Die damals 
fabricirte Waare war allerdings noch sehr primitiv, denn es wurde 
statt der heutigen Stahlschienen Bohr verwendet, und da die Schirme 
vier- bis sechstheilig waren, hatten sie ein sehr plumpes Aussehen. 
Nichtsdestoweniger fanden sie, bei Damen namentlich, ziemlichen 
Beifall, und 1820— 1823 waren in Wien schon 3 Fabrikanten mit 
der Erzeugung von vier- bis sechstheiligen Sonnenschirmen beschäf 
tigt. In den dreissiger Jahren brachte man auch schon Fischbein 
anstatt Bohr zur Verfertigung der Gerippe in Anwendung. Im Jahre 
1840 drang der Buf der englischen Stahlschienen zu uns, und der 
damalige Wiener Fabrikant C. Bademacher führte dieselben ein und 
verfertigte vier-, sechs- und selbst achttheilige Schirme. Er war der 
erste, der die sogenannten Herren-Sonnenschirme erzeugte. Diese 
waren viertheilig, sehr unvollkommen, plump und schwer; der Stock 
aus Blech oder hohlem Eisenrohr. 
Trotz aller Anstrengungen und Beclamen konnte er mit seiner 
Idee bei dem Herren-Publicum nicht durch dringen; er beschenkte 
zwar alle seine Verwandten und Bekannten, ja selbst seine Arbeiter 
mit derartigen Schirmen, bewog sie, dieselben täglich in den Strassen 
in Anwendung zu bringen, allein vergebens; und erst im Jahre 1867 
fanden achttheilige Herren-Sonnenschirme allgemeinen Beifall und 
wurden von Tag zu Tag beliebter, umsomehr, als an Stelle der 
ziemlich schweren Stahlschienen englische Hohlschienen verwendet 
wurden.
	        
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