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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Yon dieser Zeit an hat die Schirm-Industrie in Oesterreich einen 
riesigen Aufschwung genommen. 
Bald wurden Hohlschienen auch in Solingen und Teplitz erzeugt 
und jetzt liefert die Fabrik Schüller & Sohn in Wien sehr gute feste 
Schienen und andere Schirm-Bestandtheile. 
Noch vor 30 Jahren war in Oesterreich der jährliche Consum 
in Sonn- und Begen-Schirmen einsehr unbedeutender, und betrachtet 
man, wie vernachlässigt dieser Industrie-Zweig damals war, so müssen 
wir staunen, welchen Umfang und welche Vollkommenheit diese 
Fabrication heute erreicht. Was darin in so kurzem Zeiträume 
geleistet wurde, davon geben nicht nur der Umsatz im Inlande, 
sondern auch die grossen Verbindungen mit Bussland, der Türkei und 
den Donaufürstenthümern, den sprechendsten Beweis. Wir können 
wohl behaupten, dass Wien diesen Industrie-Zweig in Oesterreich 
allein repräsentire, indem Laibach und Prag nur wenig und aus 
schliesslich Baumwoll-Schirme fabriciren. 
Noch vor zwei Decennien wurden die übrigen Länder Europa’s 
von England mit Begenschirmen, und von Frankreich mit Sonnen 
schirmen versorgt; die heimische Industrie leistete fast keinen 
Widerstand und es war dem Auslande nur zu leicht gemacht, hier 
festen Fuss zu fassen. In den letzten Jahren erst machten die hiesigen 
Fabrikanten bedeutende Anstrengungen, durch bessere und doch 
billigere Erzeugnisse die Ausländer zu verdrängen. Dass Wien heute 
in diesem Zweige der Industrie 2—3000 Arbeiter beschäftigt und 
einen jährlichen Umsatz von Millionen Gulden nachweisen kann, sind 
höchst befriedigende Daten. 
Wenn heute noch einzelne Kaufleute von England oder Frank 
reich fertige Schirme beziehen, so istdiess nur dem althergebrachten 
Yorurtheile zuzuschreiben, dass das Ausland besser und geschmack 
voller arbeite. In Wirklichkeit sind jedoch unsere Erzeugnisse, wenn 
nicht besser, so doch gewiss eben so gut, wie die ausländischen, sind 
aber überdiess um 15—20 Procent billiger. 
So dürfte es uns nicht schwer werden, binnen kurzem den 
"Wiener Schirmen eine Weltverbreitung zu verschaffen. 
Hermann Mayer.
	        
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