Fächer-Industrie.
Die Fächer, welche bekanntlich in Indien und China eine grosse
Rolle spielen und deren Massen-Fabrication eigentlich nur dort zu
linden war, bildeten in Oesterreich durch die eingebürgerte französische
Mode das Product einer besonderen Industrie.
Unsere einheimischen Kräfte haben durch ihr Bestreben, die
Fäehor-Fabrication zu einer Kunst-Industrie zu erheben, den
immerhin im Ganzen genommen ordinären Kram der Japaner und
Chinesen und zum Theile sogar die mit mehr Witz als Solidität aus
geführten französischen Fächer vom Markte verdrängt.
Die ersten Holz-Fächer wurden in den Jahren 1862 — 1863
erzeugt und zwar aus Ahorn-Holz. Man verwendete später ver
schiedene andere Holz-Gattungen, die man zum Theile auch vom
Auslande bezog.
Im Jahre 1864 fing man an, das Ahorn-Holz zu färben, weiss
und schwarz zu lackiren, um es beinähnlich zu machen; man fing au,
mittelst Laubsägen verschiedene Ornamente auszuschneiden.
Die grosse Beliebtheit, welche sich diese ausgeschnittenen Fächer
schnell errangen, brachte auf die Idee, die einzelnen Theile zu stanzen,
das heisst, sie mittelst Handpressen und eigener gravirter Durch
schnitte, die sich im Laufe der Jahre mehr und mehr vervoll
kommnten, zu vervielfältigen.
Nun erst wurden die Wiener Fächer zu einem bedeutenden
Export-Artikel. Heute finden mindestens 4000 Personen durch
Erzeugung desselben ihren Erwerb.
Künstler ersten Ranges verschmähen es nicht, die Fächer zu
zieren, und so mancher geschickte Zeichner und Maler für textile
Industrie wendete sich diesem weit dankbareren Industrie-Zweige zu.
Die Ausführung, welche zum Theile von Arbeitern weiblichen
Geschlechtes ganz vorzüglich besorgt wird, begreift nebst der
Blumen-, Phantasie- und Gold-Malerei auch jene der Stickerei in sich.