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Spielwaaren.
In den fernsten Erdstrichen, in den Hafen-Plätzen China’s und
Japans, selbst dort, wo selten eine deutsche Flagge winkt, ist Eines
fast immer zu finden, ein Stück deutsches Spielzeug aus Sachsen
oder Thüringen, Schwaben oder Oesterreich, und kommt man nach
New-York, nach Australien oder den Niederlassungen Madagaskars,
oder an das Süd-Cap Afrika’s, überall rufen uns unsere Spielwaaren
einen deutschen Grass zu.
Der Industrie - Zweig, welcher blos die Aufgabe hat, unseren
lieben Kleinen die Zeit zu verkürzen, wird nirgends anders, denn als
Haus-Industrie, und zwar in jenen Gegenden, wo Ackerbau wenig
lohnt, grösstentheils in Gebirgs-Ländern betrieben. Greise, Weiber
und Kinder legen Hand an, um Sachen und Sächelchen von tausen
derlei Art anzufertigen, die Schnitzerei und Malerei spielt hiebei die
hervorragendste Bolle.
Die Spielsachen werden häufig in getheilter Arbeit gefertiget,
so beschäftigen sich einzelne Familien mit den Vorarbeiten, einzelne
mit dem Fertigmachen der Bestandtheile, andere wieder mit dem
Bemalen der Spielwaaren, welche zusammengetragen und an die
Kaufleute abgeliefert werden.
Ohne auf Sachsen und die Meining’schen Lande zu reflectiren,
wo dieser Industrie - Zweig bereits über 300 Jahre besteht, gehen
wir sogleich auf Oesterreichs Haus-Industrie in Spielwaaren über.
Die Spielwaaren, weichein Oesterreich erzeugt werden, zerfallen
in drei Kategorien, in feine Schnitzereien aus Linden und Ahorn,
Drechsler-Arbeiten von harten Hölzern und ordinäre Schnitzerei-
Arbeiten von weichem Holz, bunt bemalt.
Die feineren Schnitz-Arbeiten, welche in Tirol, Ischl, Mollen
und Hallstadt erzeugt werden, dürften als die vorzüglichsten anzu
sehen sein.