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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Es werden an den genannten Orten durch 8000 Menschen an 
20.000 Centner Holz zu Spielwaaren alljährlich verarbeitet *). 
In zweiter Linie stehen jene Spielwaaren, die im böhmischen 
Erzgebirge erzeugt werden. Daselbst ist die barocke Spielerei (die 
sogenannten Gretheln, Wursteln, Klappern, Katschen und Leier- 
Kästchen mit beweglichen Figuren, kleine Geigen und Trompetchen, 
Trommeln, Peitschen, Gewehre und Fuhrwerke aller Art, alle Gat 
tungen von Hausthieren) vorherrschend, alles ist bemalt, hauptsäch 
lich in roth, weiss und gelb. Die böhmischen Spielwaaren finden so 
wie die Tiroler ihren Absatz nach Nürnberg, Hamburg und nach dem 
entferntesten Norden. An 4000 Familien verarbeiten daselbst 
100.000 Cubik-Fuss Holz für derlei Objecte **). 
*) Auch in Wien bestand eine allerdings wenig ausgedehnte Spiel- 
Waaren-Erzeugung. Josef Treidler berichtet über sein Geschäft gelegentlich 
der Gewerbe-Producten-Ausstellung im Jahre 1835 Folgendes: 
„Als ich im Jahre 1818 die gnädige Bewilligung zur Erzeugung und 
zum Verkauf der Kinder-Spielerei erhalten hatte, war mein besonderes 
Bestreben, in diesem, wenngleich unbedeutend scheinenden und damals 
wenig geachteten Erwerbs-Zweig, so viel möglich Verbesserungen zu 
machen und immer neue Gegenstände zu erzeugen. 
Ich war bemüht, die sogenannten Tiroler Schnitzw'aaren (Bildhauer- 
Arbeiten) durch den Arbeitern zugesendete Zeichnungen zu verbessern. 
Ebenso suchte ich den hiesigen Arbeitern und Hand-werksleuten, 
welche sich mit Erzeugung derlei Artikel befassten, alle mögliche Anleitung 
zu Verbesserung und Vervollkommnung ihrer Erzeugnisse durch selbst ver 
fertigte Modelle oder Zeichnungen zu geben.“ 
**) Der Hauptsitz ist Oberleutensdorf, ihm zunächst Katharinaberg, 
welchem Neudorf, Brandau, Einsiedel, Georgenthal, Kallich, Hanners 
dorf etc. folgen. 
Nach Schebek soll die Spielwaaren-Fabrication aus Sachsen herüber 
gekommen sein und sich im Erzgebirge bis in die zweite Hälfte des 17. Jahr 
hunderts zurück verfolgen lassen. Auch Piesling (in seiner Volkswirtschaft 
im Erzgebirge) lässt sie aus Sachsen herüber kommen und glaubt ihre 
Entwicklung wohl kaum über das Jahr 1815 zurück verfolgen zu können. 
Lieber die Komotauer Gegend besitzen wir durch Nicolaus v. Urban- 
städt positive Angaben. Es war im Jahre 1784, w'o der Rothenhäuser herr 
schaftliche Forstmeister Josef Hein im Dorfe Kallich aus einem Drechsler- 
Werke eine Drechslerwaaren-Fabrik errichtete, welche aus 6 Drehstühlen 
nebst 3 Wohngebäuden bestand und bei der 20 Personen ihren Unterhalt 
fanden. Nach dem Tode des Gründers kam selbe durch Ankauf an den 
Herrschafts-Besitzer Grafen Rottenhan selbst, der selbe durch ein Drehwerk 
und 3 Drehstühle nebst einem Wohngebäude vergrösserte und die Zahl 
der Arbeiter vermehrte. Unter den Erzeugnissen des Kunst- und Gewcrbe- 
Fleisses in Böhmen, welche im Jahre 1791 bei Gelegenheit der Krönungs- 
Feier Leopold II. in Prag über Anordnung des Oberst-Burggrafen von 
Rottenhan ausgestellt waren, finden wir auch Holz- oder sogenannte
	        
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