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Es werden an den genannten Orten durch 8000 Menschen an
20.000 Centner Holz zu Spielwaaren alljährlich verarbeitet *).
In zweiter Linie stehen jene Spielwaaren, die im böhmischen
Erzgebirge erzeugt werden. Daselbst ist die barocke Spielerei (die
sogenannten Gretheln, Wursteln, Klappern, Katschen und Leier-
Kästchen mit beweglichen Figuren, kleine Geigen und Trompetchen,
Trommeln, Peitschen, Gewehre und Fuhrwerke aller Art, alle Gat
tungen von Hausthieren) vorherrschend, alles ist bemalt, hauptsäch
lich in roth, weiss und gelb. Die böhmischen Spielwaaren finden so
wie die Tiroler ihren Absatz nach Nürnberg, Hamburg und nach dem
entferntesten Norden. An 4000 Familien verarbeiten daselbst
100.000 Cubik-Fuss Holz für derlei Objecte **).
*) Auch in Wien bestand eine allerdings wenig ausgedehnte Spiel-
Waaren-Erzeugung. Josef Treidler berichtet über sein Geschäft gelegentlich
der Gewerbe-Producten-Ausstellung im Jahre 1835 Folgendes:
„Als ich im Jahre 1818 die gnädige Bewilligung zur Erzeugung und
zum Verkauf der Kinder-Spielerei erhalten hatte, war mein besonderes
Bestreben, in diesem, wenngleich unbedeutend scheinenden und damals
wenig geachteten Erwerbs-Zweig, so viel möglich Verbesserungen zu
machen und immer neue Gegenstände zu erzeugen.
Ich war bemüht, die sogenannten Tiroler Schnitzw'aaren (Bildhauer-
Arbeiten) durch den Arbeitern zugesendete Zeichnungen zu verbessern.
Ebenso suchte ich den hiesigen Arbeitern und Hand-werksleuten,
welche sich mit Erzeugung derlei Artikel befassten, alle mögliche Anleitung
zu Verbesserung und Vervollkommnung ihrer Erzeugnisse durch selbst ver
fertigte Modelle oder Zeichnungen zu geben.“
**) Der Hauptsitz ist Oberleutensdorf, ihm zunächst Katharinaberg,
welchem Neudorf, Brandau, Einsiedel, Georgenthal, Kallich, Hanners
dorf etc. folgen.
Nach Schebek soll die Spielwaaren-Fabrication aus Sachsen herüber
gekommen sein und sich im Erzgebirge bis in die zweite Hälfte des 17. Jahr
hunderts zurück verfolgen lassen. Auch Piesling (in seiner Volkswirtschaft
im Erzgebirge) lässt sie aus Sachsen herüber kommen und glaubt ihre
Entwicklung wohl kaum über das Jahr 1815 zurück verfolgen zu können.
Lieber die Komotauer Gegend besitzen wir durch Nicolaus v. Urban-
städt positive Angaben. Es war im Jahre 1784, w'o der Rothenhäuser herr
schaftliche Forstmeister Josef Hein im Dorfe Kallich aus einem Drechsler-
Werke eine Drechslerwaaren-Fabrik errichtete, welche aus 6 Drehstühlen
nebst 3 Wohngebäuden bestand und bei der 20 Personen ihren Unterhalt
fanden. Nach dem Tode des Gründers kam selbe durch Ankauf an den
Herrschafts-Besitzer Grafen Rottenhan selbst, der selbe durch ein Drehwerk
und 3 Drehstühle nebst einem Wohngebäude vergrösserte und die Zahl
der Arbeiter vermehrte. Unter den Erzeugnissen des Kunst- und Gewcrbe-
Fleisses in Böhmen, welche im Jahre 1791 bei Gelegenheit der Krönungs-
Feier Leopold II. in Prag über Anordnung des Oberst-Burggrafen von
Rottenhan ausgestellt waren, finden wir auch Holz- oder sogenannte