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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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aus Oesterreich aus. Einem Pappendeckel-Fabrikanten, Bonifaz Hacker 
werden zu wiederholten Malen (176 8 und 17 70) seitens der nieder-öster 
reichischen Commerden-Commission Geldvorschüsse bis zu fl. 5000 
zum besseren Betrieb seiner Pappendeckel-Fabrication bewilligt. 
Unter den vielen Gesuchstellern im Anfang dieses Jahrhunderts 
erhalten u. A. Graf v. Magnis aus Stresswitz in Mähren und Anton 
Tedeschi in Wien im Jahre 1823 Privilegien auf Erzeugung von 
lederartigem Papier und Pappen aus Lederabfällen und anderen 
Thier- und Pflanzenstoffen; und Baroggi aus Mailand ein solches auf 
Herstellung ordinärer Pappendeckel aus dem im türkischen Korn 
befindlichen Samen mittelst Mahlsteinen*). 
Einen ganz besonderen Wert scheint die Regierung auf die 
Erzeugung guter Press-Späne im Inlande gelegt zu haben. Die 
mährische Commerden-Commission sendet 1771 Proben von Press 
spänen ein, die den niederländischen kaum nachstehen und bittet 
gleichzeitig um Anschaffung einer Glättpresse. Im Jahre 1816 wird 
ein Fr. Schmid aus Frankfurt nach Wien berufen, um in der Aerarial- 
Fabrik zu Bannersdorf in einem eigens zu diesem Zwecke adaptirten 
Saale in der Erzeugung von Press-Spänen nach holländischer Art, 
unter deren Mängeln die heimische Tuch-Fabrication leidet, Unter 
richt zu ertheilen. Trotzdem scheint deren gute Herstellung bis vor 
Kurzem das Monopol einiger weniger englischer Fabriken geblieben 
*) Die Do s en-Fab ricati on aus Pappendeckel wurde in Reichenau 
in Böhmen von Johann Schöffel im Jahre 1778 eingeführt. Er hatte in Nürn 
berg die Dosen-Fabrication kennen gelernt. Graf Josef Waldstein unter 
stützte ihn mit Geld und Kaiser Josef verlieh ihm ein Privilegium. 
Um das Jahr 1790 stellte sich das Bedürfniss nach gemalten Dosen 
heraus. Schöffel berief einen gewissen Giberle aus Nürnberg. 1800 kam ein 
Friese aus Nürnberg nach, später Schier aus Blottendorf bei Haida und im 
Jahre 1817 die Gebrüder Rustler aus Wien, welche eine bessere Farben- 
Kenntniss mitbrachten und die Dosen-Malerei entschieden gehoben haben. 
Schöffel starb hochgeachtet 1830. Johann Hofrichter, der Enkel Schöffel’s, 
brachte diesen Industrie-Zweig in den vierziger Jahren auf eine hohe Stufe, 
gab das Geschäft 1857 auf und übersiedelte nach Pest. Demungeachtet wird 
die Dosen-Fabrication in Reichenau, welche man jener in Sandau bei Eger, 
Schönfeld, Schlaggenwald in Böhmen, Passau, Nürnberg, Ensheim in Baiern, 
Altenburg in Sachsen, Braunschweig, Berlin, ganz gleichstellen kann, noch 
immer schwunghaft betrieben. Das Verdienst gebührt den noch lebenden 
Nachkommen Schöffel’s und Hofiichter’s. Gegenwärtig sind in Reichenau 
üOO Personen beschäftigt 7—800 Dutzend Dosen wöchentlich zu erzeugen , 
die nur im Inlande abgesetzt werden. 
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