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zu sein. Erst vom Jahre 1830 an manifestirt sich auch in dieser
Industrie - Branche ein bedeutender Fortschritt in Oesterreich. Was
dem österreichischen Fabricate bis dahin abging, war die den engli
schen Producten eigene Festigkeit und Appretur, sowie deren hoch
gradiger Glanz. In den (1830) von M. Heiman, später Ignaz Begen
in Gumpoldskirchen und Ferdinand Hofmann in Gräz (Schlesien)
errichteten Press-Späne-Fabriken wurde diesem Artikel die ihm
gebührende Pflege zu Theil. Durch eine sorgfältigere Auswahl und
Behandlung des Boh-Materials und Anschaffung von entsprechenden
Glätt-Maschinen (mit Achat-Steinen) u. s. w. wurde nun ein sehr
gediegenes Product erzielt, das indess erst durch Erzeugung mittelst
Maschinen dem englischen Product gleichkam und nunmehr in
grossen Mengen nach dem Ausland exportirt wird.
Das aus Thier-Fellen bereitete Pergament hat viel von seiner
ehemaligen Wichtigkeit eingebüsst, und hat sich in Folge dessen die
betreffende Fabrication auf ein Minimum reducirt. Dagegen ist das
vegetabilische Pergament (aus ungelerntem Papier durch Behandlung
mit Schwefelsäure entstehend) zu einem gesuchten Artikel geworden.
Dieser von Gaine in London (1853) erfundene, von de la Bue in
London verbesserte und in Deutschland sehr geschätzte Artikel hat
durch A. Eckstein in Wien eine mannigfache Yerwendungsweise zu
medicinischen, chemischen, technischen und commerciellen Zwecken
und eine weite Verbreitung gefunden. Die aus der Eckstein’schen
Fabrik in Wien (1860) hervorgehenden Surrogate der thierischen
Blase sind zum Verschlüsse von Conserven, sowie als Wursthäute
den thierischen Därmen wegen Fernhaltung des Schimmels bei weitem
vorzuziehen. Die aus dem genannten Stoffe verfertigten Eissäckchen
ebenso Pergansep (schwarze Charpie) fanden seiner Zeit grosse
Anerkennung. Die neueste Anwendung finden diese Papiere in der
Galvanoplastik als Diaphragma, dann für Brief-Couverte, Mustersäcke
zu künstlichen Gräsern (Kunstblumen) u. dgl. m.
Professor W. F. Exner, hat in seinem erst vor einigen Jahren
herausgegebenen Werke: „Die Tapeten- und Buntpapier-Indu
strie“ den vorliegenden Gegenstand in einer so eingehenden und
erschöpfenden Weise behandelt, dass dem Schreiber dieses nichts