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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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damit begonnen, Briefe, Couverts, Visitkarten etc. mit Familien- 
Wappen oder Monogrammen, ihren ganzen Namen oder dessen 
Anfangsbuchstaben enthaltend, zu versehen. Die Adeligen anderer 
Länder folgten bald diesem Beispiele. Eigene Apparate und neue 
Kräfte mussten für diesen Kunst-Zweig geschaffen werden und sobald 
diese einmal vorhanden waren, trachteten einige Künstler und 
Kunst - Industrielle, denselben zu erweitern und ihn in’s tägliche 
Leben einzuführen. 
ln Oesterreich waren es die auch in anderer Richtung renom- 
mirtenFirmen Syre s Neffe, dann Th eyer*) &Hardtmuth, welche sich 
dieser Idee bemächtigten und sie in gelungenster Weise ausführten. 
In Paris war im Jahre 1867 von ersterer Firma ein Tableau mit 
1600 verschiedenen Wappen und Monogrammen zu sehen, die auf 
künstlerischen Wert Anspruch machen und von denen inzwischen eine 
Menge nachgeahmt wurden. Theyer hat diesem Kunst-Zweige ein 
eigenes Atelier errichtet, aus denen die geschmackvollsten Arbeiten 
dieser Art hervorgehen. Die genannten Firmen sind indess hiebei 
nicht stehen geblieben. 
Unter der grossen Menge barocker und bizarrer Brief-Ver 
zierungen, wie Silhouetten, Diabolique, Jockey-Club etc., ragen die 
von den genannten Firmen geschaffenen Fantasie-Papiere, welche 
in zartester und getreuester Ausführung unsere Alpen-Flora in allen 
Variationen wiedergeben, wohlthuend hervor. Zeichnung, Farbe und 
*) Franz Theyer wurde im Jahre 1809 geboren, weilte schon von Jugend 
auf in dem Geschäfte seines Vaters, Jakob Michael Theyer, bis er dasselbe 
im Jahre 1847 von demselben übernahm. Einer der unermüdetsten Indu 
striellen Wiens, betrieb er auch in eifrigster Weise die Daguerre’sche Erfin 
dung und die Galvanoplastik. Franz Theyer starb am 17. August 1871. 
Das Papier- und Zeichnen-Materialien-Geschäft „zur Stadt Nürnberg“ 
in der Kärntnerstrasse, Ecke der Weihburggasse, ist das einzige Geschäft in 
Wien, welches unter derselben Firma in demselben Locale seit mehr als 
hundert Jahren besteht. Jakob Michael Theyer, der Grossvater des jetzigen 
Chefs, Theodor Theyer, kaufte die Nürnberger Waaien-Handlung von einem 
gewissen Scharrer im Jahre 1763. Eine in dem Waaren-Lager Scharrer’s 
befindliche Mistgabel mit gedrechseltem Stiel, in einem Etui aus Saphian- 
Leder musste Theyer mit übernehmen. Diese Mistgabel wurde Gegenstand 
einer Wette zwischen zwei Cavalieren, lenkte dadurch die Aufmerksamkeit 
des Publicums auf das bescheidene Geschäft und begründete das Renommd 
desselben. Die uns vorliegende, von Martin Theyer geschriebene Chronik 
erzählt die Geschichte in rührender Weise. Noch heute wird die Mistgabel 
als Talisman des Geschäftes aufbewahrt.
	        
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