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In jene Zeit fällt auch die erste Erscheinung der Buchdrucker-
Schnellpressen in Oesterreich, die von König und Bauer zu Oberzell
in Deutschland eingeführt, von den Wiener Maschinisten Helbig und
Müller in Wien gebaut wurden. Die erste solche Presse wurde in der
Zeitungs-Druckerei der Edlen v. Ghelen’schen Erben (Wiener Zeitung),
die zweite bei Gottlieb Haase’s Söhne in Prag aufgestellt.
Der grosse Vortheil, der durch Schnelligkeit des Druckes dieser
Maschinen im Vergleiche zu den Handpressen in die Augen sprang,
war Veranlassung, dass sich nun mehrere Maschinen-Etablissemeuts
auf die Erzeugung von Schnellpressen warfen, und war es namentlich
die Fabrik von G. Sigl, die viele solche Pressen lieferte.
Eine bedeutende Erweiterung und Vermehrung der Buchdruck-
Erzeugnisse brachte das Jahr 1848, in welcher Zeit das bis dahin
ausschliesslich von der Wiener Zeitung in Anspruch genomjnene
Monopol der Zeitungs-Inserate als nicht gesetzlich bestehend erkannt
wurde, was eine grosse Menge von Zeitungen in’s Leben rief, die alle
in den Ankündigungen des Publicums eine Hauptquelle ihrer Ein
nahmen fanden. Durch eine seit der Regierung der Kaiserin Maria
Theresia aufrecht gehaltene Verordnung — „es seien in Wien die
Buchdruckereien nicht zu vermehren“ — ergab sich die wunderbare
Thatsache, dass, während beispielsweise im Jahre 1828 in Wien
24 Buchdruckereien und 7 Steindruckereien existirten (letztere
wurden gewissermaassen als — wenn auch an eine Concession
gebunden, der zu jener Zeit alle Gewerbe unterworfen waren— freiere
Beschäftigungen betrachtet), mit Eintritt der neuen Gewerbe-Ordnung
vom 20. December 1859, die am l.Mai 1860 in’s Leben trat, bereits
70 Steindruckereien in Wien existirten, während die Zahl der Buch
druckereien, weil eben keine neue Concession ertheilt wurde, sich
nicht vermehrte. Von nun an, wo Concessionen für Buchdruckereien
Pressen. Nach seinem Tode übernahmen die zwei ältesten Söhne Ludwig
(geboren 1801) und Andreas (geboren 1804) das Geschäft unter der Firma
Gottlieb Haase’s Söhne. Unter ihnen zerfiel das Geschäft in fünf Abthei
lungen: 1. Die Buchdruckerei, sie waren die ersten, die in Oesterreich den
Congreve-Druck (Druck mit mehreren Farben) ausführten; 2. Die Schrift -
und Stereotyp-Giesserei; 3. die Verlags- und Sortiments-Buchhandlung;
4. die Maschinen-Papierfabrik in Wran und 5. die Papier-Handlung. Seit
1831 schlossen sich auch die beiden jüngerenBrüder Gottlieb (geboren 1809)
und Rudolf (geboren 1811) dem Geschäfte an.