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anstandslos ertheilt wurden, beginnt auch die Massen-Production der
Buchdruckereien, und trug zur schöneren Erzeugung die Verbesserung
der Presse sowohl, wie der Aufschwung, den die Schriftgiesserei
gewann, wesentlich bei.
Ein grosser Antheil an dem Aufschwünge, den die Buchdruckerei
in Oesterreich überhaupt gewann, gebührt unstreitig der Staats
druckerei und ihrem ersten Begenerator, Auer*), der, aus Liebe zur
Sache unablässig bemüht war, derselben alle neueren Erfindungen
zugängig zu machen. Es gehört hieher der Naturselbstdruck, die
Chemitypie, Hialographie etc., sowie die Erwerbung von Typen der
orientalischen Sprachen, die sonst fast nur in England gepflegt wurden,
während die Mechitaristen-Congregation sowohl hier wie in Venedig,
sich hauptsächlich mit griechischen, romanischen und türkischen
Schriften beschäftigte.
Insbesondere hat die in den letzten Jahren so überaus starke
Zeitungs-Production zur Vermehrung der Buchdruckereien beige
tragen, in Folge dessen auch sämmtliche Maschinen-Fabriken, die
sich mit dem Baue von Buchdrucker-Pressen beschäftigen, vollauf
beschäftigt sind.
Es dürfte von Interesse sein, hier auf einen seither gänzlich
eingegangenen Zweig der Buchdruckerei aufmerksam zu machen.
*) Auer Alois, geboren zu Wels den 11. Mai 1811, erhielt in der
Schule zu Wels den ersten Unterricht und da ihm seine Mittel die Fort
setzung der Studien nicht erlaubten, trat er 1825 in die Buchdruckerei seiner
Vaterstadt. Sich viel mit Sprach-Studien beschäftigend, unterzog er sich zur
Erlangung einer Lehrkanzel 1836 einer öffentlichen Prüfung aus der fran
zösischen und italienischen Sprache an der Wiener Hochschule. In seine
Heimat zurückgekehrt, gab er Unterricht in Sprachen. Bald erhielt er einen
Ruf nach Linz und als 1837 Abbate Tomazzuoli starb, die Lehrkanzel
der italienischen Sprache am städtischen Collegium. Indessen arbeitete Auer
ununterbrochen an der Durchführung seines neu aufgestellten typometrisch-
grammatisehenLehr-Systems. 1839 unternahm er eine Reise durch Deutsch
land , die Schweiz, Frankreich und England, insbesondere um die Anlage
einer neuen Vaterunser-Sammlung als Fortsetzung des Christof Adelung’schen
Mithridates zu fördern. 1841 wurde Auer Director der k. k. Hof- und Staats-
Druckerei, welche der verdienstvolle Vorgänger Degen 1814 begründet.
Die Wirksamkeit Auer’s in diesem seit Degen’s Tode in Verfall gerathenen
Institute ist allgemein bekannt. Schriftgiesserei, Schriftschneiderei, Vorrich
tungen für Galvanoplastik, Galvano-, Stilo-, Hialo- und Photographie, Holz
schneidekunst, lithographischer Farbendruck, Blinden- und Notendruck,
Naturselbstdruck etc. wurden von ihm in diesem Institute theils gehoben,
theils neu eingeführt. Auer starb als pensionirter Hofrath zu Wien den
10. Juli 1869.