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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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anstandslos ertheilt wurden, beginnt auch die Massen-Production der 
Buchdruckereien, und trug zur schöneren Erzeugung die Verbesserung 
der Presse sowohl, wie der Aufschwung, den die Schriftgiesserei 
gewann, wesentlich bei. 
Ein grosser Antheil an dem Aufschwünge, den die Buchdruckerei 
in Oesterreich überhaupt gewann, gebührt unstreitig der Staats 
druckerei und ihrem ersten Begenerator, Auer*), der, aus Liebe zur 
Sache unablässig bemüht war, derselben alle neueren Erfindungen 
zugängig zu machen. Es gehört hieher der Naturselbstdruck, die 
Chemitypie, Hialographie etc., sowie die Erwerbung von Typen der 
orientalischen Sprachen, die sonst fast nur in England gepflegt wurden, 
während die Mechitaristen-Congregation sowohl hier wie in Venedig, 
sich hauptsächlich mit griechischen, romanischen und türkischen 
Schriften beschäftigte. 
Insbesondere hat die in den letzten Jahren so überaus starke 
Zeitungs-Production zur Vermehrung der Buchdruckereien beige 
tragen, in Folge dessen auch sämmtliche Maschinen-Fabriken, die 
sich mit dem Baue von Buchdrucker-Pressen beschäftigen, vollauf 
beschäftigt sind. 
Es dürfte von Interesse sein, hier auf einen seither gänzlich 
eingegangenen Zweig der Buchdruckerei aufmerksam zu machen. 
*) Auer Alois, geboren zu Wels den 11. Mai 1811, erhielt in der 
Schule zu Wels den ersten Unterricht und da ihm seine Mittel die Fort 
setzung der Studien nicht erlaubten, trat er 1825 in die Buchdruckerei seiner 
Vaterstadt. Sich viel mit Sprach-Studien beschäftigend, unterzog er sich zur 
Erlangung einer Lehrkanzel 1836 einer öffentlichen Prüfung aus der fran 
zösischen und italienischen Sprache an der Wiener Hochschule. In seine 
Heimat zurückgekehrt, gab er Unterricht in Sprachen. Bald erhielt er einen 
Ruf nach Linz und als 1837 Abbate Tomazzuoli starb, die Lehrkanzel 
der italienischen Sprache am städtischen Collegium. Indessen arbeitete Auer 
ununterbrochen an der Durchführung seines neu aufgestellten typometrisch- 
grammatisehenLehr-Systems. 1839 unternahm er eine Reise durch Deutsch 
land , die Schweiz, Frankreich und England, insbesondere um die Anlage 
einer neuen Vaterunser-Sammlung als Fortsetzung des Christof Adelung’schen 
Mithridates zu fördern. 1841 wurde Auer Director der k. k. Hof- und Staats- 
Druckerei, welche der verdienstvolle Vorgänger Degen 1814 begründet. 
Die Wirksamkeit Auer’s in diesem seit Degen’s Tode in Verfall gerathenen 
Institute ist allgemein bekannt. Schriftgiesserei, Schriftschneiderei, Vorrich 
tungen für Galvanoplastik, Galvano-, Stilo-, Hialo- und Photographie, Holz 
schneidekunst, lithographischer Farbendruck, Blinden- und Notendruck, 
Naturselbstdruck etc. wurden von ihm in diesem Institute theils gehoben, 
theils neu eingeführt. Auer starb als pensionirter Hofrath zu Wien den 
10. Juli 1869.
	        
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