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das grösste Aufsehen, als sie der Reproduction ein neues unabseh
bares Feld eröffnete.
Der Steindruck, ursprünglich für Noten - Abdrücke benützt,
gewann eine immer grössere Verwendbarkeit, bis er endlich so weit
gebracht wurde, der Buchdruckerei Concurrenz zu bieten, und hat
derselbe namentlich der leichteren und gleichmässigeren Erzeugung
wegen die tabellarische Vervielfältigung völlig an sich gebracht.
Dass mit der stets grösseren Ausdehnung des Steindruckes
(es ist hier nur immer noch vom Schwarz-Druck die Rede) auch
die verschiedenartigsten Constructionen von Pressen erstanden, ist
wohl selbstverständlich, und wurden in allen Ländern, wo sich nun
der Stein (buck einbürgerte, auch verschieden construirte Pressen
gebaut, doch unterschieden sich dieselben in ihrer Wesenheit nur
und allgemein zu machen, wurde Sennefelder durch Geldmangel -verhindert.
Die Not befeuerte seinen Erfindungsgeist auf’s Neue und er versuchte nun
den Steindruck aufMusiknoten anzuwenden, was ihm auch vorzüglich gelang.
Er trat zuerst mit dem Hof-Musiker Gleissner in Verbindung, dann mit dem
Musikalien-Händler Salter in München, doch Mangel an guten Fressen und
Ungeschicklichkeit der Arbeiter, Hess das Unternehmen nicht aufkommen.
Um der Haupt-Schwierigkeit, dem Verkehrtschreiben auf Stein zu begegnen,
erfand Sennefelder eine Tinte aus Leinöl, Seife undKienruss, die von einem
geschickten Notenschreiber auf Papier gebracht, von diesem auf den Stein
überdruckt und somit eine genaue verkehrte Zeichnung lieferte. Bei dem
Ueberdrucken von Papier auf Stein nahm Sennefelder wahr, dass Nässe,
zum Beispiel die Gummi-Lösung, sich dem Anhaften der fetten Tinte -wider
setze. Um diesem Uebelstande zu begegnen, erfand er die sogenannte
chemische Druckerei oder die Kunst von Papier auf Papier überzudrucken.
Diese Erfindung führte nun auch auf Versuche, eine Steinplatte so herzu
richten, dass sie nur an den mit fetter Tinte bezeichneten Stellen Farbe
annehme und an den nassen ihr widerstehe. Auch dieses gelang und die
chemische Steindruckerei war zu Stande gebracht. Nun erhielt Sennefelder
1799 auf seine Erfindung ein Privilegium auf 15 Jahre und gab seinem
Geschäfte eine grössere Ausdehnung. Im Jahre 1798 verkaufte Sennefelder
sein Geheimniss an den Musikalien-Verleger Andre in Offenbach um den
Preis von 2000 fl. Im Jahre 1800 nahm er auf seine Erfindung ein Privile
gium in London und im Jahre 1803 errichtete Sennefelder mit Hartl in Wien
eine Noten-Druckerei und machte Versuche auf Papier und Kattun, deren
Ertrag aber die Kosten nicht deckte. Besonderen und verdienten Beifall
hatte die Herausgabe von Albrecht Dürer’s Gebetbuch in Steindruck
erhalten. 1809 übersiedelte Sennefelder wieder nach München und wurde
d-.sTbst in Anbetracht seiner Verdienste um die Kunst als Director beim
Kataster mit einem Jahresgehalte von 1500 fl. engagirt. In dieser sorgen
freien Lage strebte Sennefelder, den Steindruck in allen seinen Zweigen zu
vervollkommnen. 1826 erfand er noch die Kunst, farbige Blätter zu drucken,
welche den Oel - Gemälden gleichen, unter dem Namen Mosaik - Druck.
Endlich den 26. Februar 1834 ereilte Sennefelder in München im vierund
sechzigsten Lebensjahre der Tod.