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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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das grösste Aufsehen, als sie der Reproduction ein neues unabseh 
bares Feld eröffnete. 
Der Steindruck, ursprünglich für Noten - Abdrücke benützt, 
gewann eine immer grössere Verwendbarkeit, bis er endlich so weit 
gebracht wurde, der Buchdruckerei Concurrenz zu bieten, und hat 
derselbe namentlich der leichteren und gleichmässigeren Erzeugung 
wegen die tabellarische Vervielfältigung völlig an sich gebracht. 
Dass mit der stets grösseren Ausdehnung des Steindruckes 
(es ist hier nur immer noch vom Schwarz-Druck die Rede) auch 
die verschiedenartigsten Constructionen von Pressen erstanden, ist 
wohl selbstverständlich, und wurden in allen Ländern, wo sich nun 
der Stein (buck einbürgerte, auch verschieden construirte Pressen 
gebaut, doch unterschieden sich dieselben in ihrer Wesenheit nur 
und allgemein zu machen, wurde Sennefelder durch Geldmangel -verhindert. 
Die Not befeuerte seinen Erfindungsgeist auf’s Neue und er versuchte nun 
den Steindruck aufMusiknoten anzuwenden, was ihm auch vorzüglich gelang. 
Er trat zuerst mit dem Hof-Musiker Gleissner in Verbindung, dann mit dem 
Musikalien-Händler Salter in München, doch Mangel an guten Fressen und 
Ungeschicklichkeit der Arbeiter, Hess das Unternehmen nicht aufkommen. 
Um der Haupt-Schwierigkeit, dem Verkehrtschreiben auf Stein zu begegnen, 
erfand Sennefelder eine Tinte aus Leinöl, Seife undKienruss, die von einem 
geschickten Notenschreiber auf Papier gebracht, von diesem auf den Stein 
überdruckt und somit eine genaue verkehrte Zeichnung lieferte. Bei dem 
Ueberdrucken von Papier auf Stein nahm Sennefelder wahr, dass Nässe, 
zum Beispiel die Gummi-Lösung, sich dem Anhaften der fetten Tinte -wider 
setze. Um diesem Uebelstande zu begegnen, erfand er die sogenannte 
chemische Druckerei oder die Kunst von Papier auf Papier überzudrucken. 
Diese Erfindung führte nun auch auf Versuche, eine Steinplatte so herzu 
richten, dass sie nur an den mit fetter Tinte bezeichneten Stellen Farbe 
annehme und an den nassen ihr widerstehe. Auch dieses gelang und die 
chemische Steindruckerei war zu Stande gebracht. Nun erhielt Sennefelder 
1799 auf seine Erfindung ein Privilegium auf 15 Jahre und gab seinem 
Geschäfte eine grössere Ausdehnung. Im Jahre 1798 verkaufte Sennefelder 
sein Geheimniss an den Musikalien-Verleger Andre in Offenbach um den 
Preis von 2000 fl. Im Jahre 1800 nahm er auf seine Erfindung ein Privile 
gium in London und im Jahre 1803 errichtete Sennefelder mit Hartl in Wien 
eine Noten-Druckerei und machte Versuche auf Papier und Kattun, deren 
Ertrag aber die Kosten nicht deckte. Besonderen und verdienten Beifall 
hatte die Herausgabe von Albrecht Dürer’s Gebetbuch in Steindruck 
erhalten. 1809 übersiedelte Sennefelder wieder nach München und wurde 
d-.sTbst in Anbetracht seiner Verdienste um die Kunst als Director beim 
Kataster mit einem Jahresgehalte von 1500 fl. engagirt. In dieser sorgen 
freien Lage strebte Sennefelder, den Steindruck in allen seinen Zweigen zu 
vervollkommnen. 1826 erfand er noch die Kunst, farbige Blätter zu drucken, 
welche den Oel - Gemälden gleichen, unter dem Namen Mosaik - Druck. 
Endlich den 26. Februar 1834 ereilte Sennefelder in München im vierund 
sechzigsten Lebensjahre der Tod.
	        
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