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durch ein zweifaches Princip der ausübenden Druckkraft, die entweder
durch einen Cylinder (Walzendruck) oder durch ein keilförmig
geformtes Längenholz (Eeiberdruck) hervorgebracht wurde.
Allmälig wurde versucht, Abdrücke in verschiedenen Farben
zu erzeugen, ein Verfahren, welches zuerst in Frankreich in’s Leben
trat, und später auch nach Oesterreich verpflanzt wurde.
Nachdem die beiden in Wien stattgehabten Industrie - Aus
stellungen bereits ganz schöne Resultate im Fache der Lithographie
aufzuweisen hatten, bis dahin jedoch nur auf Handpressen gearbeitet
wurde, deren Erzeugungs-Menge sehr beschränkt war, trat für die
Steindruckerei, als der natürlichen Concurrentin der Buchdruckerei
das Bedürfniss auf, gleich der Letzteren ebenfalls mit Maschinen
(Schnellpressen) arbeiten zu können. Es wurden von verschiedenen
Seiten Versuche gemacht, solche Pressen für den Steindruck zu
bauen, die auf ganz gleiche Weise wie die Buchdruck-Pressen
construirt, nur die Schwierigkeit boten, in geeigneter Weise den
sogenannten Wischer anbringen zu können, der den Stein mit Feuch
tigkeit zu übergehen hatte, ehe die Farbwalze den Stein mit der
nötigen Farbe versah.
Im Jahre 1850 gelang es dem Maschinen-Fabrikanten G. Sigl
diese Schwierigkeit zu überwinden, und wurden die ersten 3 Schnell
pressen in einem gemeinschaftlich von der Steindruckerei Hermann
Engel und Eduard Sieger gemietheten Locale aufgestellt und mit
dem Drucke einer grösseren Arbeit begonnen, nach deren Vollendung
die Pressen in die beiden letztgenannten Etablissements übertragen
wurden. Gleichzeitig wurde auch eine solche Schnellpresse in der
k. k.- Hof- und Staatsdruckerei aufgestellt.
Der bedeutende Vorth eil, den diese Schnellpressen hinsichtlich
der Zahl der Abdrücke gegenüber gewöhnlichen Handpressen (min
destens die lOfache Zahl einer selbst schnell arbeitenden Handpresse)
darboten, gewann denselben stets eine grössere Verbreitung, so dass
jetzt in Deutschland, Frankreich und England sich eine Menge von
Maschinen-Fabriken mit dem Baue der Schnellpressen für den Stein
druck beschäftigen. Sie wurden auch schon soweit vervollkommnet,
um mehrfarbige Abdrücke machen zu können.