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hier namentlich anzuführen. Einige von ihnen indessen, besonders
hervorragend durch den Einfluss, den ihr Wirken im Allgemeinen
oder Besondern auf die Entwicklung der Landwirtschaft nahm, die
bis an ihres Lebens Ende derselben ihre warme Theilnahme und
Sorge bewahrten, sie sollen hier genannt und in ehrenvolle Erinne
rung gebracht werden.
Es sind dies Jordan, Burger, Joachim Kleyle, Pabst, Doblhoff!
Peter Jordan. Nicht nur derZeit seines "Wirkens, sondern der
Bedeutung wegen, die es kennzeichnet, verdient Peter Jordan, der biedere,
bescheidene Sohn des Alpenlandes Tirol, hier zuerst genannt zu werden.
Er wurde im Jahre 1751 zu Sellrain in Tirol geboren und verbrachte
seine Kinder- und Knabenjahre in den niedrigsten und ärmsten Verhält
nissen. Von mittellosen Eltern abstammend, musste er frühzeitig sich selbst
erhalten, und da die Verhältnisse, unter welchen er lebte, ihm die Bahn des
Erwerbes enge begrenzten, so ward er das, was Kinder in solcher Lebens
stellung häufig werden, — Viehhirte.
Geistige Begabung, die sich überall zur Geltung bringt, wo immer sie
sich findet, befreite auch ihn aüs dieser wenig beneidenswerten Lage und
gewann ihm, da sie gepaart war mit andern schätzenswerten Eigenschaften,
die väterliche Neigung eines menschenfreundlichen Priesters. Dieser ent-
schlug sich nicht der Mühewaltung, seinen Schützling in Ermanglung
anderer Lehrkräfte selbst zu unterrichten, und er that dies, sonderbarer
weise nicht zuerst in der eigenen Muttersprache, nicht im Deutschen, son
dern im Latein. Nichts destoweniger dankte Jordan diesem Unterrichte und
der weiteren Unterstützung dieses edlen Mannes jenes Maass von Wissen,
das ihn zum Besuche einer Hochschule, der Universität von Göttingen,
befähigte. Hier waren es neben den medicinischen Studien, die Naturwis
senschaften, die er mit Liebe pflegte und die denn auch in der Folge das
eigentliche Gebiet seines Wirkens wurden. Es geschah dies im Jahre 1783,
als er zum Lehrer der Naturgeschichte an der Wiener Universität ernannt
wurde. Seine eminente Befähigung zum Lehrfache übte bald ihren Einfluss
auf seine Hörer aus, und als er drei Jahre später die Landwirtschaft in
seine Vorträge einbezog, da wuchs der Kreis der Wissbegierigen in rascher
Folge. Die Gewalt seines Vortrages, die Klarheit seiner Darstellungsweise
und die Neuheit der wissenschaftlichen Forschung auf dem bisher miss
achteten Gebiete der Landwirtschaft, das war es, was seiner Lehre die
Würze und seinem Worte so begeisterten Anklang verlieh. Hätte Jordan
niedergeschrieben, gesammelt und veröffentlicht, was er, durchdrungen von
dem Gegenstände, der ihn beschäftigte, vom Lehrstuhle herab in freier
Rede vortrug, er hätte sich zweifellos einen Ruf begründet, so dauernd und
glänzend, wie der seiner Zeitgenossen, die gleich ihm als Verkünder der
rationellen Landwirtschaft auftraten.
Die Gunst des Kaisers Franz verlieh ihm im Jahre 1806 den Titel
eines Regierungsrathes und die Stelle eines Directors der kaiserlichen Güter
Vösendorf und Laxenburg. Hier bewirkte er die Einführung guter Rinder-
Racen und nahm auf eine sorgfältige geregelte Viehzucht in engeren und
weiteren Kreisen den wohlthätigsten Einfluss. Unter ihm wurden diese Güter
soweit es die Störungen zuliessen, welche feindliche Invasionen mit sich
brachten, auf das Rationellste bewirtschaftet, so dass sie gleichzeitig auch
als praktische Lehrmittel für seine zahlreichen Schüler dienten. Neben
seinen Berufsarbeiten wirkte Jordan als eifriges Mitglied der Wiener Land-