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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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hier namentlich anzuführen. Einige von ihnen indessen, besonders 
hervorragend durch den Einfluss, den ihr Wirken im Allgemeinen 
oder Besondern auf die Entwicklung der Landwirtschaft nahm, die 
bis an ihres Lebens Ende derselben ihre warme Theilnahme und 
Sorge bewahrten, sie sollen hier genannt und in ehrenvolle Erinne 
rung gebracht werden. 
Es sind dies Jordan, Burger, Joachim Kleyle, Pabst, Doblhoff! 
Peter Jordan. Nicht nur derZeit seines "Wirkens, sondern der 
Bedeutung wegen, die es kennzeichnet, verdient Peter Jordan, der biedere, 
bescheidene Sohn des Alpenlandes Tirol, hier zuerst genannt zu werden. 
Er wurde im Jahre 1751 zu Sellrain in Tirol geboren und verbrachte 
seine Kinder- und Knabenjahre in den niedrigsten und ärmsten Verhält 
nissen. Von mittellosen Eltern abstammend, musste er frühzeitig sich selbst 
erhalten, und da die Verhältnisse, unter welchen er lebte, ihm die Bahn des 
Erwerbes enge begrenzten, so ward er das, was Kinder in solcher Lebens 
stellung häufig werden, — Viehhirte. 
Geistige Begabung, die sich überall zur Geltung bringt, wo immer sie 
sich findet, befreite auch ihn aüs dieser wenig beneidenswerten Lage und 
gewann ihm, da sie gepaart war mit andern schätzenswerten Eigenschaften, 
die väterliche Neigung eines menschenfreundlichen Priesters. Dieser ent- 
schlug sich nicht der Mühewaltung, seinen Schützling in Ermanglung 
anderer Lehrkräfte selbst zu unterrichten, und er that dies, sonderbarer 
weise nicht zuerst in der eigenen Muttersprache, nicht im Deutschen, son 
dern im Latein. Nichts destoweniger dankte Jordan diesem Unterrichte und 
der weiteren Unterstützung dieses edlen Mannes jenes Maass von Wissen, 
das ihn zum Besuche einer Hochschule, der Universität von Göttingen, 
befähigte. Hier waren es neben den medicinischen Studien, die Naturwis 
senschaften, die er mit Liebe pflegte und die denn auch in der Folge das 
eigentliche Gebiet seines Wirkens wurden. Es geschah dies im Jahre 1783, 
als er zum Lehrer der Naturgeschichte an der Wiener Universität ernannt 
wurde. Seine eminente Befähigung zum Lehrfache übte bald ihren Einfluss 
auf seine Hörer aus, und als er drei Jahre später die Landwirtschaft in 
seine Vorträge einbezog, da wuchs der Kreis der Wissbegierigen in rascher 
Folge. Die Gewalt seines Vortrages, die Klarheit seiner Darstellungsweise 
und die Neuheit der wissenschaftlichen Forschung auf dem bisher miss 
achteten Gebiete der Landwirtschaft, das war es, was seiner Lehre die 
Würze und seinem Worte so begeisterten Anklang verlieh. Hätte Jordan 
niedergeschrieben, gesammelt und veröffentlicht, was er, durchdrungen von 
dem Gegenstände, der ihn beschäftigte, vom Lehrstuhle herab in freier 
Rede vortrug, er hätte sich zweifellos einen Ruf begründet, so dauernd und 
glänzend, wie der seiner Zeitgenossen, die gleich ihm als Verkünder der 
rationellen Landwirtschaft auftraten. 
Die Gunst des Kaisers Franz verlieh ihm im Jahre 1806 den Titel 
eines Regierungsrathes und die Stelle eines Directors der kaiserlichen Güter 
Vösendorf und Laxenburg. Hier bewirkte er die Einführung guter Rinder- 
Racen und nahm auf eine sorgfältige geregelte Viehzucht in engeren und 
weiteren Kreisen den wohlthätigsten Einfluss. Unter ihm wurden diese Güter 
soweit es die Störungen zuliessen, welche feindliche Invasionen mit sich 
brachten, auf das Rationellste bewirtschaftet, so dass sie gleichzeitig auch 
als praktische Lehrmittel für seine zahlreichen Schüler dienten. Neben 
seinen Berufsarbeiten wirkte Jordan als eifriges Mitglied der Wiener Land-
	        
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