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Versammlung im December 1840 die silberne Vereins-Medaille
erhalten. Gegenwärtig hat Voigtländer sein 20.340tes Objectiv aus
seinem leider von Wien nach Braunschweig übergesiedelten Institute
in die Welt gesendet. Das Petzval- Voigtländer’sche Objectiv hat in der
Daguerreotypie und folgerichtig in den später sich entwickelnden,
gänzlich veränderten Methoden der Lichtbildnerei, einen vollständigen
Umschwung bewirkt. Seit der Möglichkeit, Porträts anfertigen zu
können, datirt das Interesse des grossen Publicums für die Photographie,
welche erst von da an allgemeine Verbreitung fand. Obwohl schon
zu jener Zeit mehrere Daguerreotypisten existirten, war doch Schuh’s
Atelier auf der Landstrasse im Fürstenhofe eines der vorzüglichsten.
Er war es auch, der einen Kreis von Gelehrten und Dilettanten um
sich versammelte und so gleichsam die erste photographische
Gesellschaft in Wien gebildet hat. Sie hatte zwar keine Statuten
und die Mitglieder zahlten keine Beiträge, sondern die ganze Ver
sammlung hatte vielmehr den Charakter eines jour fixe in der
Wohnung Schuh’s. Theilnehmer dieser Gesellschaft waren, so weit
den Verfasser dieses Aufsatzes seine Erinnerung nicht trügt, die
Professoren Ettingshausen, Petzval und Berres, ferner Kratochwilla,
Martin, Natterer Joh., Natterer Jos., Voigt, Voigtländerund Waidele.
Die Daguerreotypie wurde damals in diesem kleinen Kreise wirklich
bedeutend gefördert; (Besitzungen dauerten meist über zwei Stunden,
und da jeder der Theilnehmer mehr oder weniger praktische Proben
mitbrachte, so herrschte das regste Leben in denselben. In jene Zeit
fallen die interessantesten Discussionen über die von den Gebrüdern
Natterer und von Kratochwilla gemachte Erfindung, das Chlor als
Beschleunigungsmittel anzuwenden; ferner wurden die Aetzungen
auf Silberplatten besprochen, welche Professor Berres, unterstützt
von dem rühmlichst bekannten Kupferstecher J. Axmann, versuchte,
ebenso auch die Wirkungen des unsichtbaren Lichtes, durch deren
Erklärungsweise, sowie auch durch seine späteren galvanoplastischen
Arbeiten, Waidele sich einen bedeutenden Euf erworben hat, der ihm
als jungen Mann bald darauf eine Carriere bei der damals neuen
Telegraphen-Anstalt eröffnete. Kratochwilla und Schuh beschäftigten
sich vorzugsweise mit Putz-Methoden und später mit der Fezeau’schen