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der Photograph Löwy in Wien ein Etablissement für Lichtdruck
gegründet hat, das, wie ich erfahren habe, auch in der Welt-
Ausstellung durch praktische Durchführung des Druckverfahrens, vor
dem Auge des Publicums seine Leistungsfähigkeit beurkunden soll.
Der Woodbury-Druck, welcher in England von dem Erfinder,
in Frankreich ausschliesslich durch die Firma G-oupil, in München
von Bruckmann ausgeübt wird, hat in Wien keine Verbreitung
gefunden.
Hier muss ich nun von dem eigentlichen Gebiete der Photographie
eine kleine Abschweifung machen, um einen Gegenstand zu bespre
chen, der wegen seiner Verwandtschaft mit der Photographie dem
vorliegenden Referate bei der Vertheilung des Stoffes ein verleibt
wurde. Es ist dies die Galvanoplastik, speciell die Galvanographie,
eine Kunst, die seiner Zeit grosses Aufsehen gemacht hat, aber leider
aus der Praxis verschwunden ist. Der Kern der galvanographischen
Methode besteht darin, dass man auf eine Kupferplatte mit mehr
oder weniger verdünnten, pastösen, monotonen Farben gewisser-
massen Grau in Grau, oder Braun in Braun eine Pinselskizze malt,
so zwar, dass die Lichter ganz frei bleiben, die Halbtöne lasirt sind,
während in den Schattenpartien je nach Abstufung der Töne die Far
ben pastös aufgetragen werden. Man erhält dadurch nach dem Trocken
werden ein Relief-Bild, und wenn die Farbe so präparirt worden
ist, dass sie die Elektricität leitet, so kann man über dieser Zeichnung
auf galvanischem Wege einen Kupfer-Niederschlag erzeugen, der sich
von der Zeichnung in Plattenform ablösen lässt, auf welchen Platten
dann dieselbe Zeichnung, aber vertieft eopirt erscheint. In diese ver
tieften Stellen trägt man nun, so wie es die Kupferdrucker zu machen
pflegen, die Farben ein und druckt die Platte in einer Kupferdrucker-
Presse ab. Niemand wird die grosse Aehnlichkeit mit dem Wood
bury-Druck verkennen, nur dass beim Woodbury-Druck das Bild
durch das Licht erzeugt wurde, während bei der Galvanographie die
Künstlerhand es ist, die es geschaffen. Ich zweifle auch nicht, dass
wenn man es versuchen würde ein Woodbury’sches Relief so zu
behandeln als wie eine Galvanographie, man für gewisse Zwecke sehr
gelungene Abdrücke erhalten würde, wo dann die oft abspringende