524
Leimschichte wegfiele. Die grösste Schwierigkeit bei diesen Ver
suchen dürfte der Umstand bilden, die Lichter weiss zu erhalten.
Franz Theyer, Kaufmann „zur Stadt Nürnberg“, hatte seiner
Zeit reges Interesse für alle wissenschaftlich-technischen Fortschritte.
So hat er sich z. B. mit Photographie beschäftigt und mit Kratoch-
willa und dem Verfasser dieses vorliegenden Aufsatzes in erster Zeit
photographische Studien gemacht. Als die von Jacobi in Petersburg
erfundene Galvanoplastik in Aufschwung kam, hat er sich derselben
bemächtigt und ein galvanoplastisches und galvanographisches Atelier
gegründet (1843—1845). Seine ausgebreitete Bekanntschaft mit der
damaligen Künstlerwelt machte es ihm möglich, bei dieser das Inter
esse für die Galvanographie zu erwecken, wodurch er wirklich wert
volle Skizzen für seine Versuche erhielt. Man kann nur tief bedauern,
dass sich dieser Kunstzweig nicht lebensfähig erwiesen hat. Theyer
hat mit grossen persönlichen Opfern und einer Capitals-Anlage
von 30.000 bis 40.000 Gulden die Galvanoplastik in Oesterreich
einzubürgern versucht. Die Galvanoplastik als solche hat sich aller
dings in verschiedenen Druckereien und technischen Anstalten lebens
kräftig erhalten, die Galvanographie aber ist, wie gesagt, gewdsser-
massen verschollen. Theyer hat sich mit tüchtigen Kräften, wie
Waidele, Prey und Hack, umgeben, und wenn er seine Anstalt ent
gehen liess und seine Platten vernichtete, so war er dazu nicht etwa
durch die verlornen Geldopfer oder durch das Misslingen seiner Ver
suche veranlasst, sondern persönliche Motive, deren Erörterung nicht
hieher gehört, hatten ihm die Sache verleidet. Im Jahre 1851 hat
auch der Maler J. Breyer sehr gelungene Galvanographien erzeugt
und seine Versuche selbst auf Farbendrucke ausgedehnt. Nach
dieser Abschweifung kehren wir nun wieder zur Photographie zurück.
Einen besonderen Zweig der Photographie bilden die Staubfarben-
Bilder. Wie in der Daguerreotypie die Molecüle des Quecksilber-
Dampfes sich an den lichtgetroffenen Stellen ablagern, während die
unveränderten Schatten-Partien von diesenDämpfen unberührt bleiben,
so erhält die Mischung aus einem chromsauren Salz oder aus einem
lichtempfindlichen Eisensalz und einer organischen Materie, Gummi,
Eiweiss, Leim etc. die Eigenschaft, durch die Einwirkung des Lichtes
/