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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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sogenannte erhabene Gold, das ihr eigentümlich geblieben ist. 
Weniger glücklich war säe in den Formen der Gefässe, während die 
Malereien, Arabesken wie Figuren, mit äusserster Feinheit und Voll 
endung ausgeführt wurden. Es war das für die Wiener Fabrik aber 
nur eine glückliche Episode, die man vor allem der geschickten, auf 
das Künstlerische gerichteten Leitung SorgenthaTs verdankt. 
Im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts begab sich unsere 
Fabrik bereits wieder unter fremde Führung, wie früher unter Meissen, 
so jetzt unter Sevres, welches in der ersten Hälfte des neunzehnten 
Jahrhunderts, wenn auch in keineswegs glücklicher Weise, den 
Geschmack im Porzellan angab. 
Seit neuester Zeit nun hat sich in diesen Dingen vielerlei 
geändert. Nicht im Gange der Mode, wohl aber in dem des 
Geschmacks oder der Kunst-Industrie ist ein völliger Umschwung 
eingetreten; eine absichtliche Reform hat begonnen, bei welcher 
Oesterreich ohne Frage mit in erster Linie steht. Während in 
früheren Zeiten das Kunstschaffen mehr oder weniger unbewusst 
unter dem Einfluss des Zeitgeistes im bestimmten künstlerischen 
Charakter geschah, oder, seitdem dieses aufgehört hatte, in der ersten 
Hälfte unseres Jahrhunderts zielloses Suchen und principienlose 
Willkür an Stelle einer bestimmten formellen Ausdrucks weise getreten 
war, strebt man heute — man kann sagen, etwa seit einem Jahr 
zehnt — in vollkommen bewusster Absicht eine Reformation der 
Kunst-Industrie und des Geschmacks an, und zwar auf Grundlage 
gesunder Principien und klarer Erkenntniss der den Dingen eigen- 
thümlichen Schönheit, wie sie durch Material und Zweck bedingt und 
bestimmt ist. Diese Umwandlung stellt sich dem bisherigen fran 
zösischen Geschmack, der die Willkür, die Caprice, die Coquetterie, 
die Neuheit zu seinem eigentlichen Elemente hat, diametral entgegen 
und bekämpft ihn als ihren Widersacher. / 
Es ist bekannt, dass diese Reform, die von England aus ihren 
Anfang genommen hat, heute bereits sich grosser Erfolge rühmen 
kann; es ist ferner bekannt, dass sie gegenwärtig vielleicht am 
entschiedensten vom österreichischen Museum, das zu diesem Zwecke 
gegründet worden, und von der österreichischen Kunst-Industrie
	        
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