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Räumen, ja sogar geschmückt mit einer bildlichen Darstellung aller
Operationen des Walkens, Bleichens und Trocknens. Es geht aus dem
dort Vorgefundenen Freseo mit aller Wahrscheinlichkeit hervor, dass
schon damals der Schwefel als bleichendes Agens für Gewebe anima
lischen Ursprungs diente. Wir wissen aber auch, dass Alaun, Eisen-
und Kupfervitriol Anwendung fanden und Alcanna, Geister, verschie
dene Flechten, Krapp (als Bubia bekannt), Galläpfel, Waid, die Samen
des Granatapfels und einer egyptischen Akazie den Bömern als Farb
stoffe dienten.
Die Entwicklung der Färberei wurde, sowie alle andern Künste
in Europa, durch die Invasionen des 5. Jahrhunderts erstickt, blühte
aber im Osten weiter und gelangte im 12. oder 13. Jahrhundert
nach Europa zurück. Damals war namentlich Florenz wegen der
Anzahl und Vollkommenheit seiner Färbereien berühmt, denen die
erste Anwendung der Flechten-Farbstoffe zukommt. Neue färbende
Materialien wurden der Färberei durch die Entdeckung Amerika’s
zugeführt, das Bekanntwerden des Blau- und Bothholzes, des Quer-
citrons, Orleans, der Cochenille etc. erweiterte mächtig ihr Arbeits-
Feld. In der Mitte des IG. Jahrhunderts sehen wir durch die Hollän
der aus der Levante neuerdings die Krapp-Wurzel in Europa einge
führt. 1650 wendet Cornelius Drebbel bei London das Zinnsalz in der
1 ärberei an, liefert damit Fabricate, welche die alten Purpure an Schön
heit übertrafen. Vorzüglich waren es in dieser Periode die Italiener,
"'eiche in der Färberei Ausgezeichnetes leisteten, nach ihnen die
Flamäuder, von denen aus sich die Färbekunst nach Deutschland,
England und Frankreich verpflanzte.
Von örtlicher Auftragung der Farben auf Webe-Stoffe linden wir
wohl Andeutungen bei einigen Völkern des Alterthums. So bediente
man sich in Indien zu diesem Behufe des Pinsels mit Zuhilfenahme
von Patronen. Bei Egyptern und Persern waren bereits Beizmittel
(Mordants) in Anwendung, die man auf die Gewebe aufmalte, worauf
durch Pigmente die Entwicklung und Fixirung der Farben erfolgte;
ähnlich scheint auch bei den Körnern verfahren worden zu sein und es
blieb desshalb diese Kunst nur dem höchsten Luxus dienstbar,
ihr Product so kostbar, dass sogar römische Kaiser das Tragen