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gemusterter Kleider ihren G-emalinnen verboten. Erst damit, dass
diese Kunst aus dem Bereiche der Malerei heraustretend, auf das
Bedrucken mittelst Formen überging, waren die Schranken gefallen,
welche ihrer allgemeinen Ausübung entgegenstanden.
Mit der Entdeckung Indiens gelangten dieProducte seines hoch
entwickelten Gewerbefleisses (besonders berühmt war der District
Calicut, wovon der Name Calico stammt) nach Europa, wo sie bald
zur Nachahmung und zwar dort zuerst ermunterten, wohin die neu
eröflheten Handels-Verbindungen ihre Wege genommen. So war
zuerst das industrielle Volk der Holländer schnell bemüht, die
Verfahrungs-Arten der Indier sich anzueignen; merkwürdiger Weise
sollten aber nicht sie selbst die Träger und Verbreiter der neu sich
entwickelnden Kunst werden, sondern die bei ihnen Schutz findenden
Fremdlinge — Hugenotten, die seit Aufhebung des Edicts von
Nantes aus Frankreich entflohen waren — erfassten sie als Mittel, sich
eine neue Existenz zu schaffen. Bald hatte diese thätige intelligente
Bevölkerung diese Industrie zu hoher Blüte gebracht und trug sie
weit über die Grenzen Hollands; einem französischen Emigrirten wird
die Gründung der ersten Druck-Fabrik in England (Kichmond bei
London im Jahre 1690) zugeschrieben, während ein anderer —
Jacques Deluze die Fabrication in der Schweiz (Neufchätel 1689) ein
führte, dadurch zu riesigem Vermögen gelangend.
Andererseits war Deutschland durch das thatkräftige, berühmte
Geschlecht der Fugger in die schwungvollsten Handels-Beziehungen
mit den fernsten Ländern, unter ihnen auch Indien gebracht worden.
Darf es uns daher überraschen, dass in Augsburg schon im Jahre 1523
Nachahmungen indischer Fabricate auf Barchent versucht wurden?
Diese Erstlings - Producte scheinen nicht vor Ende des 17. Jahr
hunderts gedeihliche Entwicklung genommen zu haben. Wenigstens
ist erst aus dem Jahre 1698 bekannt, dass Neuhofer in Augsburg das
Privilegium erhielt, gedruckte Stoffe in Krapp zu färben. 12 Jahre
später bestanden aber daselbst bereits sechs kleine Werkstätten. Die
höchste Blüte erreichte sodann die alte Beichsstadt, nachdem ein
hochbegabter Mann Baron Johann Heinrich Schüle sich 1759 dort
etablirt und den Buf seiner Erzeugnisse in ganz Europa begründet