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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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gemusterter Kleider ihren G-emalinnen verboten. Erst damit, dass 
diese Kunst aus dem Bereiche der Malerei heraustretend, auf das 
Bedrucken mittelst Formen überging, waren die Schranken gefallen, 
welche ihrer allgemeinen Ausübung entgegenstanden. 
Mit der Entdeckung Indiens gelangten dieProducte seines hoch 
entwickelten Gewerbefleisses (besonders berühmt war der District 
Calicut, wovon der Name Calico stammt) nach Europa, wo sie bald 
zur Nachahmung und zwar dort zuerst ermunterten, wohin die neu 
eröflheten Handels-Verbindungen ihre Wege genommen. So war 
zuerst das industrielle Volk der Holländer schnell bemüht, die 
Verfahrungs-Arten der Indier sich anzueignen; merkwürdiger Weise 
sollten aber nicht sie selbst die Träger und Verbreiter der neu sich 
entwickelnden Kunst werden, sondern die bei ihnen Schutz findenden 
Fremdlinge — Hugenotten, die seit Aufhebung des Edicts von 
Nantes aus Frankreich entflohen waren — erfassten sie als Mittel, sich 
eine neue Existenz zu schaffen. Bald hatte diese thätige intelligente 
Bevölkerung diese Industrie zu hoher Blüte gebracht und trug sie 
weit über die Grenzen Hollands; einem französischen Emigrirten wird 
die Gründung der ersten Druck-Fabrik in England (Kichmond bei 
London im Jahre 1690) zugeschrieben, während ein anderer — 
Jacques Deluze die Fabrication in der Schweiz (Neufchätel 1689) ein 
führte, dadurch zu riesigem Vermögen gelangend. 
Andererseits war Deutschland durch das thatkräftige, berühmte 
Geschlecht der Fugger in die schwungvollsten Handels-Beziehungen 
mit den fernsten Ländern, unter ihnen auch Indien gebracht worden. 
Darf es uns daher überraschen, dass in Augsburg schon im Jahre 1523 
Nachahmungen indischer Fabricate auf Barchent versucht wurden? 
Diese Erstlings - Producte scheinen nicht vor Ende des 17. Jahr 
hunderts gedeihliche Entwicklung genommen zu haben. Wenigstens 
ist erst aus dem Jahre 1698 bekannt, dass Neuhofer in Augsburg das 
Privilegium erhielt, gedruckte Stoffe in Krapp zu färben. 12 Jahre 
später bestanden aber daselbst bereits sechs kleine Werkstätten. Die 
höchste Blüte erreichte sodann die alte Beichsstadt, nachdem ein 
hochbegabter Mann Baron Johann Heinrich Schüle sich 1759 dort 
etablirt und den Buf seiner Erzeugnisse in ganz Europa begründet
	        
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