Cultur-Iiigenicurwesen.
Die Culturtechnik stellt sich zur Aufgabe, die Productivität des
der Landwirtschaft gewidmeten Bodens durch eine entsprechende
Benützung, Vertheilung und Beherrschung des Wassers zu heben.
Die Lombardie war das erste Land der Krone Oesterreichs in
Beziehung auf die Kunst, das Wasser der Landwirtschaft dienstbar
zu machen. Seit dem 5. Jahrhundert wurde dort diese Kunst geübt
und zu solcher Vollkommenheit gebracht, dass die zu Stande
gebrachten Werke heut zu Tage noch mustergiltig sind.
Durch den Canal des Ticino konnten über 550.000 Hectaren
Landes bewässert werden.
Das Zustandekommen dieser grossartigen Bewässerungs-Anlagen
war nur möglich durch das viele Jahrhunderte hindurch gepflegte
Genossenschaftswesen.
In Ungarn, Böhmen und Nieder-Oesterreich wurde unter der
Regierung der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Josef
Lntwässeiuiigen zum Behufe von Land-Gewinnung vorgenommen
und Colonien angelegt, von denen viele den Namen ihrer Urheber
tragen: Theresienstadt, Josefstadt, Mariatheresiopel, Theresiensfeld.
Unter den späteren Regierungen wurden grössere Unterneh
mungen nur von reichen Privaten ausgeführt. Die Entwässerung von
30.000 Joch des Hansäg-Sumpfes durch Fürst Eszterhäzy und Erz
herzog Carl; die Gewinnung von 335.800 Joch Land durch die Regu-
lirung der Flüsse; Sar, Sio, Kajos, durch Franz Grafen Zichy (1810);
die Eroberung von 69.800 Joch durch Trockenlegung der Moräste
am untern Ende des Plattensees (1811-1825); die Gewinnung von
86.000 Joch Land durch Senkung des Wasserspiegels vom Plattensee
um 3 3 (1821 1835); alle diese grossen Unternehmungen kamen
nur durch Association von Privaten zu Stande.
Durch das energische \orgehen des hochverdienten Grafen
Stephan Szecheny und durch pecuniäre Unterstützung von Seite der