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wie jenen der Wolle und des Flachses, die ohnehin die Zoll-Verträge
mit Deutschland in günstige Lage bezüglich des Exportes gebracht
hatten, den Impuls zu grossem Aufschwung. Der Verkehr in Schaf-
Woll-Waaren ward sowohl bei der Einfuhr als Ausfuhr ein steigender.
Bielitz und Jägerndorf gewannen günstigen Aufschwung, ersteres
namentlich durch seine Tuche in dem bekannten grünlichen, bläulichen,
bräunlichen, blauen und rothen Farbenton des Orients, die über Triest
nach der Levante gehen und letzteres durch Mode-Stofte mittlerer
Qualität, von denen gleichfalls ein nicht unbedeutender Export statt
findet. Die Stärke ßeichenbergs liegt noch immer in seinen glatten
Tuchen, von denen namentlich feine schwarze W aare in trefflicher
Qualität erzeugt wird; doch warf es sich auch mit vieler Energie auf
Mode-Stoffe. Der Haupt-Sitz der Stoff-Fabrication endlich bleibt
Brünn, das seit 1850 zu einer Fabriks-Stadt ersten Banges heran
gewachsen. Die matte Appretur, welche jetzt bei Tüchern und Stoffen
allgemein angenommen ist, ging von Oesterreich und England aus;
auch im Geschmack wurde von den österreichischen Industriellen
eine gewisse Unabhängigkeit erreicht.
Ein Industrie-Zweig, der sich rasch zu einer gewissen Bedeutung
emporgeschwungen hat, ist die Erzeugung von Teppichen und bunten
Wollen-Decken (letztere haben sich rasch bis nach Süd-Amerika
Bahn gebrochen), die ihren Sitz in Wien und bei Reichenberg hat.
Feine Waare, oft den Anforderungen edleren Kunst-Geschmacks
durchaus entsprechend, wird in Wien producirt.
Nachdem es sich zur Unmöglichkeit herausgestellt, die quanti
tativen Leistungen unseres Faches nach Gewicht oder Stückzahl seit
1845 zu präcisiren, müssen wir uns an den allein vorhandenen
Maassstab halten, wie ihn eben unsere wenig exemplarische Statistik
an die Hand gibt. Die nachfolgende Tabelle der Netto-Einfuhr von
Farbwaaren in den Kaiserstaat gibt wenigstens einigermaassen einen
Begriff, welcher Consum Färberei und Druck zukommt, wieviel sie
ungefähr in dieser Beziehung — nur eine unter vielen — an die
Zoll-Einnahmen des Staates beisteuert und wieweit hierin ihr Passiv-
Handel mit dem Auslande geht. Leider sind jene auf Beschaffung
ausländischer Maschinen entfallenden Summen nicht aus dem Totale