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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Kreuzbeer-, und Farbholz-Extracten so erfreuliche Fortschritte, dass 
der Färberei und dem Druck wesentliche Dienste damit geleistet 
wurden. In diese Zeit, nämlich 1861/2, fällt die für Fixirung von 
Mordants auf Baumwolle bedeutsame Einführung des Wasserglases, 
welches bald den bisher verwendeten alterthümlichen Kuhkoth und 
sogar die früheren Surrogate, phosphorsaure und arseniksaure Ver 
bindungen, entbehrlich machte. 
Der ephemere Import des Lo-Kao aus China (daher Chinagrün 
genannt), welches trotz seines enormen Preises 533 fl. per Kilo, in der 
Seiden-Färberei Anklang fand, bildet wohl die letzte Erscheinung 
eines neuen dem Pflanzenreiche entnommenen Farbstoffes. Von nun 
trat der riesige Umschwung ein, dass die Thätigkeit der chemischen 
Laboratorien den vegetabilischen Lebens-Process ersetzt. Murexid 
war deren erstes Product, welches Deponilly und Lanth aus Guano 
billig darzustellen und auf allen Fasern geeignet zu fixiren verstanden 
(1855/6). Ihnen folgt der Engländer Perkin mit der Erfindung seines 
Anilin-Violetts 1856 (synonym mit Mauve-Violett, Indisin, Harma 
lin etc.) und 3 Jahre später die Gebrüder Renard zu Lyon mit jener des 
Fuchsins und des Bosanilinblau’s (bleu de Lyon, bleu de lumiere), 
fortan drängt eine Entdeckung die andere, 1863 erscheint das Anilin- 
Schwarz, als jüngst entdeckte Anilin-Farben das Aldehyd- und Jodgrün, 
das Anilingelb und Orange [Chrysanilin]; nach den Anilin-Verbin 
dungen, welche anfangs den Ausgangspunct der neuenFarbstoffe bilden, 
werden die Abkömmlinge der Phenyl- und Naphtalin-Reihe mit in den 
Kreis gezogen, die in nicht minderer Mannigfaltigkeit die herrliche 
Farben-Scala der Steinkohlen-Theer-Producte bereichern. Aus der 
ersten ging die Pikrin-Säure, das Phenylbraun (Vesuvin), Coraflon und 
Azulin hervor, aus der Naphtalin-Reihe das Magdalaroth, Victoria- 
Orange, Naphtalingelb, endlich aus Anthracen- oder Paranaphtalin 
das künstliche Alizarin, 1869 durch Grübe und Liebermann in Berlin 
entdeckt, eine ebenso glänzende Errungenschaft der Chemie, wie es 
seiner Zeit die Darstellung des künstlichen Harnstoffes durch Wöhler 
war. Es bedarf nur noch des einen Triumphes — die künstliche Dar 
stellung des Indigo, die kein Jahrzehnt auf sich warten lassen wird, 
um die riesige Umwälzung, Ke sich der Farben-Chemie bemächtigt
	        
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