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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Die Verwendung und die Erzeugung von käuflichem Streudünger 
beginnt erst mit der Cultur der Zuckerrübe. Es fällt jedoch die Erzeu 
gung des Streudüngers mit der Anwendung desselben nicht in eine Zeit. 
Aus verschiedenen Berichten geht mit ziemlicher Bestimmtheit 
hervor, dass die erste Anwendung von käuflichem Streudünger 
zwischen 1830 und 1840 fällt; von da an allmälig jedoch sehr 
langsam zunimmt, und mit Beginn der 50ger Jahre eine plötzliche 
Steigerung erfährt, welche durch die Errichtung neuer Zuckerfabriken 
verursacht wird. 
Von da an nimmt der Consum abermals langsam bis 1870 zu, 
von welcher Zeit an neuerdings und zwar eine rapide Steigerung des 
selben eintritt. 
Aus den eingelangten Berichten haben wir bei jenen Fabriken, 
welche die Cultur der Zuckerrübe in eigener Begie betreiben, eine 
Durchschnittsziffer des Ankaufswertes der Streudünger für die letzten 
drei Jahre in der Höhe von 18.833 fl. ö.W. pro anno ermittelt. 
Aus den Zolltabellen von 1870 geht hervor, dass nach Oester 
reich-Ungarn im gedachten Jahre für 857.097 fl. ö.W. käuflicher 
Streudünger eingeführt und daselbst auch verwendet wurde. 
Von diesem Ankaufswerte entfällt, nach allerdings im hohen 
Grade mangelhaften Berichten ein sehr geringer Theilbetrag auf die 
Länder jenseits der Leitha. 
ln die Periode des bedeutend erhöhten Consumes des käuflichen 
Streudüngers fällt die Errichtung der ersten österreichischenPoudrette- 
Düngerfabrik in Wien, welche von 1869 auf 1870 in Betrieb gesetzt 
wurde. Es ist die Errichtung dieser Fabrik zugleich auch das erste 
Beispiel einer rationellen Verwertung der menschlichen Abfallsstoffe in 
Oesterreich-Ungarn in neuerer Zeit. Schon um 1820 wurde in Fabri 
ken nächst Wien Ammoniaksalz aus Harn und Compost-Dünger 
aus festen und flüssigen Dejectionen des Menschen erzeugt. Auch in 
Mailand bestand damals eine Compost-Dünger-Fabrik. 
In Graz und Prag, wo gegenwärtig ebenfalls eine Verwertung, 
jedoch keine Verarbeitung der Abfallsstoffe zu Streudünger, stattfindet, 
ist die praktische Anwendung derselben in grossem Entfernungen 
von den Productions-Orten noch ausgeschlossen.
	        
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