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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Die Walze wird heute noch in vielen Landestheilen für entbehrlich 
gehalten*), durch die Schriften Thaer’s wurde man mit den man 
cherlei Werkzeugen bekannt, welche England bei der Cultur der in 
Reihen gebauten Früchte mit so entschiedenem Nutzen anwendete, 
dass mittelst derselben erst die Cultur der Bohnen, der Kartoffel und 
der Kohlarten im Grossen möglich war. 
Durch die allgemeine Einführung der Kartoffel-Cultur, welche 
im die Mehrzahl der österreichischen Länder auf den Beginn der 
hier angeregten Epoche fällt, ward man auf die Erfindung zweck 
dienlicher Bodenbearbeitungs-Geräte gewfiesen. Allein es ging in 
Folge der durch die Kriege mit Preussen und Frankreich herein 
gebrochenen Verwüstungen und Ermattung mehr als ein halbes Jahr 
hundert in das Land, bis dass man insbesondere durch Jordan an 
die Anfertigung und den Gebrauch von besseren Pflügen, Eggen, 
Schaufelpflügen, Extirpatoren und Saatharken schritt. 
Als man sich endlich von der Zweckmässigkeit der aus England 
herübergekommenen Geräte und Maschinen überzeugte, und die 
Maschinen-Industrie hier wie auf anderen Gebieten des gewerblichen 
Schaffens die physische Kraft der Menschen entwertete, so wurde 
auch im Ackerbau die irrige Vorstellung laut, dass die Verdrängung der 
menschlichen Arbeitskräfte durch Maschinen dem Staatswesen schäd 
lich sei. Man brachte damit den damals eben auftauchenden Aus 
wanderungstrieb in Zusammenhang, und warnte ernstlich vor Ueber- 
stürzung. Diese war jedoch in Oesterreich nicht zu befürchten, denn 
die Anfertigung von brauchbaren Ackerbau-Maschinen stiess auf 
viele Hindernisse. 
Da trat Jordan, der Reformator des österreichischen Acker 
baues auf. In den heimischen Bergen hatte er in seiner Jugend die 
*) 4 ranz Ritter vonHeintl gibt uns in seiner^Landwirtschaft des öster 
reichischen Kaiserstaates“, 1810, Nachricht, dass bei Beginn dieses Jahr 
hunderts die Reihensaat und Reihen-Cultur in Oesterreich hie und da schon 
versucht wurde, und selbst die entsprechenden Geräte hiezu nicht man 
gelten, allein die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Schriftsteller und selbst 
Herntl, hatten keine Ueberzeugung weder von den Yortheilen der Reihen 
saat und Drill-Cultur, noch von der Tief-Cultur. Heintl selbst hatte einen 
brauchbaren Doppelpflug construirt, und gibt in seinem ausführlichen Werke 
Zeichnungen von diesem, dann von glatten und Stachel-Walzen, sowie von 
beweglichen Eggen.
	        
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