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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

Eingang und Verbreitung in den Fluren Böhmens und Mährens 
verschafft zu haben. Die dem ßuchadlo zu Grunde liegende Idee 
ist eine der glücklichsten und wichtigsten unter allen, die auf das 
landwirtschaftliche Maschinenwesen Oesterreichs Einfluss genommen 
haben. Die Gestalt, welche das Buchadlo durch den Wirtschafts- 
Iuspector Kainz erhielt, dürfte als die zweckmässigste für die Mehrzahl 
der Ackerungen erscheinen*). 
Die in England herrschenden Bestrebungen in der Vervoll 
kommnung der Pflüge, sowie in der Ausbildung ihrer Theorie fanden 
in Oesterreich in dem erzherzoglichen Güter-Administrator Carl 
Kitter v. Kleyle**) einen eben so gründlichen als geistvollen Ver 
treter. K. v. Kleyle stellte sich 1845 die Aufgabe, für Mittelboden 
einen Pflug zu construiren, der das Wenden und die Lockerung des 
Erdstreifens mit gleich gutem Erfolge bewirken sollte. Nach streng 
wissenschaftlichen Principien ging Kleyle an die Lösung dieser Auf 
gabe, ermittelte den Reibungs-Coefficienten zwischen verschiedenen 
Bodenarten und Eisen, und berechnete den für die Erhebung des Erd 
streifens auf einer schiefen Ebene günstigsten Winkel. Nachdem er auf 
diese Weise zu dem Elevations-Winkel von 31 Graden und 45 Minuten 
gekommen war, construirte er den Pflug in drei verschiedenen Grössen 
und dehnte seine Studien auch auf die Construction des Anhäuflers 
und Wühlers aus***). Die in der erzherzoglichen Giesserei zu Tescheu 
angefertigten Pflüge trugen Kleyle’s Namen bald über die Grenzen 
*) Das Ruchadlo soll in seiner gegenwärtigen Gestalt erst 1840 nach 
Schlesien gekommen sein. Im Jahre 1844 wurde das Ruchadlo von zwei 
schlesischen Arbeitern Namens Tentschert und Thiel in die Zwillingsform 
gebracht und das neue Gerät Doppelgrenzer oder Zwillings - Ruchadlo 
genannt. 
**) Sohn des Fr. J. Kleyle, wurde zu Wien am 19. März 1812 geboren, 
studirte Jurisprudenz, begann als Oberamts-Adjunkt auf der Herrschaft 
Friedek in Schlesien seine rasche Carriere. Er wurde im Jahr 1846, also in 
seinem 34. Lebensjahre Administrator sämmtlicher erzherzoglicher Güter, 
übernahm im folgenden Jahre die Direction der Herrschaft Seelowitz, trat 
im Jahre 1848 in den Staatsdienst und führte das Referat für Boden-Cultur 
in rühmlicher Weise. Ministerial-Rath C. v. Kleyle starb am 9. Februar 1859. 
***) Alle seine Voraussetzungen und Berechnungen legte Carl Ritter 
von Kleyle in seiner literarischen Arbeit: „Der Pflug, der Anhäufler und der 
Wühler" nieder. Das Werk, welches 1847 in Wien bei Sommer erschien, 
enthält nicht allein die geometrischen Motive, sondern gibt auch in klarer 
Fassung die für die Construction massgebenden Momente.
	        
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