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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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An dem Mangel eines rascheren und allgemeineren Fortschrittes 
der Zier - Gärtnerei in Oesterreich tragen vor Allem die geringe 
Schulbildung, die daraus resultirende Unlust ältere Culturmethoden 
gegen neuere und bessere zu vertauschen, und das geringe Verständ- 
niss für mercantile Speculation Schuld. Diesem Grundübel nach Mög 
lichkeit entgegen zu wirken, ist gegenwärtig die Hauptaufgabe der 
Gartenbau-Gesellschaft geworden, und Zweck ihrer vor wenigen Jahren 
in’s Leben gerufenen Gärtnerschule, der ersten dieser Art in Wien. 
Die Cultur feinerer Gemüsesorten wird hier zu Lande noch in sehr 
bescheidenem Maasse betrieben und selbst die gewöhnliche Markt- 
Waare steht der in manchem anderen Lande bedeutend nach, obgleich 
manche der hiesigen Erzeugnisse, wie der Wiener Glaskohlrabi, die 
Salate u. dgl. sich seit Jahren eines besonderen Rufes im Auslande 
zu erfreuen haben. Schuld an dem Zurückbleiben dieses Zweiges der 
Gartenkunst tragen abgesehen von den die Anzucht mehrerer Gemüse- 
Arten im Grossen ungemein erschwerenden klimatischen \ erhältnissen, 
der geringe Grad von Bildung der sich mit diesem Zweig derBoden- 
Cultur beschäftigenden Gärtner und ihres Betrieb-Personales, vor 
allem aber die Hauptmasse der Consumenten selbst, welche von den 
nichtigsten Vorurtheilen erfüllt, am Alten hängend, nicht selbst prüfend 
und wissend, der ordinärsten Marktwaare ihrer Billigkeit halber nach 
laufen und die besseren neueren Sorten bei Seite Kegen lassen und 
so es selbst verschulden, wenn der Producent aus Mangel an hinrei 
chendem Absatz die Cultur der feineren Sorten nachgerade autgibt. 
Anders verhält es sich allerdings in den Privatgärten vieler Grund- 
Besitzer, oder in einigen Handels-Gärtnereien, welche nur für Hotels 
und grosse Häuser feine Waare ziehen. 
Die Samen-Production in Oesterreich liegt noch sehr im Argen 
und wird noch so lange unbedeutend bleiben, bis nicht intelligente 
Grossgrund-Besitzer sie in ihre Hand nehmen. 
In der Landschafts-Gärtnerei zeigen sich in jüngster Zeit erfreu- 
Kche Bemühungen, sie wieder zu beleben, namentlich seitdem die 
Commune Wien fördernd diesem Zweige der Horticultur unter die 
Arme griff. 
Dr. Fenzl.
	        
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