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mittelmässigen Früchten; allerdings hat auch der Obst-Consum
in den letzten 50 Jahren bedeutend durch Bier, Tabak und Cholera
gelitten.
Wir haben in Unter-Oesterreich 28 subventionirte Baumschulen.
Allein diese Schulen sind zum Theil ohne sorgfältige Auswahl der
Obstformen errichtet worden. So werden wir nach 10 — 15 Jahren
in diesen Baumschulen statt für den Obsthandel taugliches Obst, d. i.
gleiches Obst zu finden, ein Gemisch von Obstformen, welches zum
Theil für die Gegend untauglich, erstehen sehen, und das für die
Gegend passende Obst vermissen.
Ober-Oesterreich, dieses herrliche Land, welches theilweise wie
zum Obstbau geschaffen ist, hat grosse Anpflanzungen von Aepfel-
und Birnbäumen. Viele liefern Material zur Apfel- und Birnwein-
Bereitung. Obstwein ist ein dort unentbehrliches Getränk, welches
in neuerer Zeit noch sehr an Verbreitung gewinnt, feines Obst wird
mit grosser Sorgfalt in den Klöstern Kremsmünster und St. Florian
gezogen.
Böhmen und Mähren zeigt uns, was durch Willen und Beharr
lichkeit erreicht werden kann.
In Böhmen ist die Obst-Cultur meistens Sache der Grossgrund-
Besitzer, und diese haben es zu einem bedeutenden Obsthandel
gebracht. Er ist bedingt durch Massen von gleichartigem Obst, welches
die Gründer dieses Keichthums hauptsächlich den Tausenden von
Obstbäumen verdanken, die jetzt die Felder zieren. Auf der Elbe wird
das meiste Obst befördert, besonders wird der Borsdorfer-Apfel nach
Norden verfrachtet.
Eine kleine zierliche Frucht „der kleine rothe Jungfern-Apfel“
wird um Weihnachten aus Böhmen nach Dresden, Berlin, Hamburg,
Petersburg, Moskau u. s. w. zur Zierde der Christbäume auf den
Markt gebracht, und in unglaublichen Massen zu guten Preisen
verkauft.
Dem Lande Böhmen trägt der Obsthandel jährlich eine Million.
Botzen hat eine geregelte Wirtschaft und einen bedeutenden
Obst-Grosshandel. Die Handelskammer von Botzen hat für 1870
folgendes Resultat veröffentlicht: