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Schwemm-Meister Josef ßosenauer*) im Jahre 1788 begonnene
Anlage eines Schwemm-Canales von 9 */„ Meilen Länge, auf den fürst
lich Schwarzenberg’schen Böhmerwald-Herrschaften hervorzuheben.
Es ist dieses ein eben so grossartig gedachtes, als durchge-
fiihrtes Unternehmen, durch welches höchst erhebliche Holzmassen
(3 Millionen Klafter) aus dem Flussgebiet der Moldau in jenes der
Donau geschafft, und damit deren Lieferung nach Wien ermöglicht
wurde.
Ein ähnlicher Canal, jedoch für den Betrieb mit Schiften ein
gerichtet, kam später auch in den Alpen, und zwar im Neuwalde hei
*)Josef ßosenauer, geboren zuKalsching in Böhmen im Jahre 1739,
trat als Forstlehrling in die fürstlich Schwarzenberg’sche Försterei und als
solcher fasste er den genialen Gedanken, die Schwemmanstalt auf der Herr
schaft Krumau in Böhmen zu errichten. Ein zusammenhängender Flächen
raum von 240.000 Joch Urwäldern an den Grenzen von Ober-Oesterreich und
Böhmen, welche seit Jahrtausenden blos dem natürlichen Wechsel zwischen
zu Grunde gehen und Wiederentstehen aus faulen Trümmern preisgegeben
waren, verwandelte die Idee ßosenauer’s in nutzbringenden Boden. Um in
der Ausführung eines so grossartigen Unternehmens mit Sicherheit Hand
anlegen zu können, musste ßosenauer auf Anordnung des Grossvaters des
jetzt regierenden Fürsten in der Ingenieur-Akademie zu Wien sich dem
Studium der Mathematik und Physik widmen. Mit den nöthigen Vorkennt
nissen ausgerüstet, begann nun ßosenauer 1787 ein Nivellement von den
Ufern des Mühlflusses bis an die Endpuncte des oben angedeuteten Wald-
Complexes in einer Länge von beinahe 40.000 Klaftern. Auf Grund desselben
wurde der Bau des Canales im Jahre 1788 mit 1200 Personen in Angriff
genommen. Nach Verlauf von nicht ganz zwei Jahren war das Werk
vollendet.
Im Jahre 1790 kamen die ersten Schwemmscheite durch das der
Moldau entlehnte Wasser an die Ufer der Donau und seit dieser Zeit ist
Jahr für Jahr der sogenannte „Schwarzenberg-Canal“ zur Holzabtriftung
benützt worden.
ßosenauer wurde hierauf Schwemm-Director, organisirte auf den nörd
licher gelegenen Herrschaften Winterberg mit 23.000 Joch Wald und Stuben
bach mit 20.000 Joch Wald die Schwemmen auf den Flüssen Moldau, Flanitz,
Wolinka und Wottawa, legte daselbst ßeservoire in grosser Menge und den
Stubenbacher Canal in der Länge von 6900 Current-Klaftern an und wurde
hiedurch der Begründer der grossartigen Schwemmanstalten auf den fürst
lich Schwarzenberg’schen Herrschaften, welche mit einer Waldfläche von
97.000 Joch zum Böhmerwalde gehören.
ßosenauer starb, hochgeehrt von seinen Zeitgenossen (es liegt uns
unter andern das ihm von der Stadt Prag verliehene Ehrenbürger-Diplom
aus dem Jahre 1802 vor) als Schwemm-Director zu Krumau im Jahre 1805.
Durch Bosenauer’s Nachfolger E. Mayer wurde der Krumauer
Schwarzenberg-Canal weiter fortgesetzt und ein Bergrücken mittelst eines
Tunnels in der Länge von 221 Klafter durchstochen, und seit jener Zeit
werden alljährlich von dem Holzüberflusse Böhmens 20—30.000 Klafter
durch diese Schwemmanstalten nach Oesterreich gebracht.