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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Schwemm-Meister Josef ßosenauer*) im Jahre 1788 begonnene 
Anlage eines Schwemm-Canales von 9 */„ Meilen Länge, auf den fürst 
lich Schwarzenberg’schen Böhmerwald-Herrschaften hervorzuheben. 
Es ist dieses ein eben so grossartig gedachtes, als durchge- 
fiihrtes Unternehmen, durch welches höchst erhebliche Holzmassen 
(3 Millionen Klafter) aus dem Flussgebiet der Moldau in jenes der 
Donau geschafft, und damit deren Lieferung nach Wien ermöglicht 
wurde. 
Ein ähnlicher Canal, jedoch für den Betrieb mit Schiften ein 
gerichtet, kam später auch in den Alpen, und zwar im Neuwalde hei 
*)Josef ßosenauer, geboren zuKalsching in Böhmen im Jahre 1739, 
trat als Forstlehrling in die fürstlich Schwarzenberg’sche Försterei und als 
solcher fasste er den genialen Gedanken, die Schwemmanstalt auf der Herr 
schaft Krumau in Böhmen zu errichten. Ein zusammenhängender Flächen 
raum von 240.000 Joch Urwäldern an den Grenzen von Ober-Oesterreich und 
Böhmen, welche seit Jahrtausenden blos dem natürlichen Wechsel zwischen 
zu Grunde gehen und Wiederentstehen aus faulen Trümmern preisgegeben 
waren, verwandelte die Idee ßosenauer’s in nutzbringenden Boden. Um in 
der Ausführung eines so grossartigen Unternehmens mit Sicherheit Hand 
anlegen zu können, musste ßosenauer auf Anordnung des Grossvaters des 
jetzt regierenden Fürsten in der Ingenieur-Akademie zu Wien sich dem 
Studium der Mathematik und Physik widmen. Mit den nöthigen Vorkennt 
nissen ausgerüstet, begann nun ßosenauer 1787 ein Nivellement von den 
Ufern des Mühlflusses bis an die Endpuncte des oben angedeuteten Wald- 
Complexes in einer Länge von beinahe 40.000 Klaftern. Auf Grund desselben 
wurde der Bau des Canales im Jahre 1788 mit 1200 Personen in Angriff 
genommen. Nach Verlauf von nicht ganz zwei Jahren war das Werk 
vollendet. 
Im Jahre 1790 kamen die ersten Schwemmscheite durch das der 
Moldau entlehnte Wasser an die Ufer der Donau und seit dieser Zeit ist 
Jahr für Jahr der sogenannte „Schwarzenberg-Canal“ zur Holzabtriftung 
benützt worden. 
ßosenauer wurde hierauf Schwemm-Director, organisirte auf den nörd 
licher gelegenen Herrschaften Winterberg mit 23.000 Joch Wald und Stuben 
bach mit 20.000 Joch Wald die Schwemmen auf den Flüssen Moldau, Flanitz, 
Wolinka und Wottawa, legte daselbst ßeservoire in grosser Menge und den 
Stubenbacher Canal in der Länge von 6900 Current-Klaftern an und wurde 
hiedurch der Begründer der grossartigen Schwemmanstalten auf den fürst 
lich Schwarzenberg’schen Herrschaften, welche mit einer Waldfläche von 
97.000 Joch zum Böhmerwalde gehören. 
ßosenauer starb, hochgeehrt von seinen Zeitgenossen (es liegt uns 
unter andern das ihm von der Stadt Prag verliehene Ehrenbürger-Diplom 
aus dem Jahre 1802 vor) als Schwemm-Director zu Krumau im Jahre 1805. 
Durch Bosenauer’s Nachfolger E. Mayer wurde der Krumauer 
Schwarzenberg-Canal weiter fortgesetzt und ein Bergrücken mittelst eines 
Tunnels in der Länge von 221 Klafter durchstochen, und seit jener Zeit 
werden alljährlich von dem Holzüberflusse Böhmens 20—30.000 Klafter 
durch diese Schwemmanstalten nach Oesterreich gebracht.
	        
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