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Die specielle Vegetations-Form bestimmt allenthalben das Medium,
welches Gewächse hervorbringt, sei es nun Wasser oder Land. Dem
nach siedelten sich die Kiesel- oder Hochmoore mit Vorliebe in den
Mulden und Becken der aus krystallinischen Gesteinen bestehenden
Gebirgsmassive auf impermeabler Unterlage an, während die Kalk
oder Flachmoore mehr im sumpfigen Terrain der Tiefländer und im
Stau-Bereiche träger Gewässer die günstigsten Bedingungen zu ihrem
Entstehen und Fortwachsen vorfanden. Die Vegetation der Flach-
Moore kann den Kalkgehalt nicht missen, welcher hinwieder auf die
Kieselsäure-Pflanzen der Hochmoore tödtlich einwirkt. Je nachdem
das Speisewasser weich oder hart ist, sind unter übrigens gleichen
Umständen die Bedingungen zur Bildung von Hoch- oder Flachmooren
gegeben.
Beim Aufbau der Hochmoore, welche in ihrer äusseren Erschei
nung einen nordischen Anstrich nicht verleugnen können und in den
Alpen bei 4000 Fuss und darüber angetroffen werden, entfalteten
vorzugsweise einige wenige Moosarten trotz ihrer Stoffgenügsamkeit
eine fast unglaubliche Thätigkeit in Massenwucherung und Beproduc-
tions-Vermögen. Durch ihre ausgezeichnete Capillarität vermittelten
diese Moose ausschliesslich die Ueberwallung der Hochmoore weit
über die Beckenränder hinaus, sowie sie ferner mit der sanft anstei
genden Aufwölbung der Torflager an ihren Central-Puncten in ursäch
lichem Zusammenhänge stehen, woher denn auch die charakteristische
Benennung dieser Moorform geschöpft wurde. Demselben Umstande
verdanken die Hochmoore weiterhin ihre oft sehr beträchtliche Mäch
tigkeit und die durch Reinheit und Heizkraft ausgezeichneten Torf-
Qualitäten in den mittleren und unteren Schichten.
Die Flachmoore, die sich aus einer viel artenreicheren Sumpf-
und Wasser-Vegetation constituiren, beherbergen in ihren gewöhnlich
seicht verlaufenden Moorständen meist geringwertige Torfsorten von
mehr erdiger Beschaffenheit und ansehnlichem Aschengehalt. Da sie
an ihrer Oberfläche grünenden Sumpfwiesen oder trügerischen Bohr
wäldern gleichen, so nennt man sie auch Wiesen- oder Grünlands-
Moore, wovon in der ungarischen Tiefebene die sogenannten Zsombek-,
Läp- und Särretbildungen besondere Unterformen der Flachmoore