84
welches die Torfkohlen noch gegenwärtig zur Speisung des Hoch-
Ofens verwendet. Die vom Referenten, als mehrjährigen Leiter dieser
Torf-Productenfabrik, dargestellten festen und flüssigen Hydro-
Carbüre fanden auf der letzten Londoner Ausstellung allgemeine An
erkennung. Nach einem besonderen Glühverfahren, welches durch ein
Privilegium geschützt war, wurden die massenhaft abfallenden
Paraffin-Oele in gangbare Leuchtstoffe übergeführt und auch zuerst
die rohen Kreosot-Oele zum Imprägniren der Eisenbahn-Schwellen
und Schiffshölzer in Verkehr gebracht.
Die Verbreitung des amerikanischen Petroleum und die Auffin
dung von Ozokerit in Galizien setzten mittlerweile der Photogen- und
Paraffinfabrication mit ihren umständlichen und kostspieligen Keini-
gungs-Proceduren unübersteigliche Schranken. Dermalen wird der
Torftheer, welcher sich zu lubricantischen Fabricaten weniger eignet,
zur Leuchtgas-Erzeugung nach Prag debitirt, wofür er ganz geschaffen
ist, sowie auch Torf an sich ein überaus schönes Leuchtgas gewinnen
lässt. In der ersten Zeit wurde der Torftheer zu gemeinem Kuss ver
brannt, doch fiel das Product wegen zu grossen Paraffin-Gehaltes für
manche Gebrauchszwecke zu fett aus.
Ein zweites ähnliches Etablissement sollte im Bier- oder Stier-
linger-Moos bei Laufen in Salzburg in Betrieb gesetzt werden, blieb
jedoch mitten in den Vorversuchen stecken. Ebenso wurde auf der
Domäne Schlackenwerth in Nord-Böhmen von einem sächsischen
Consortium eine Torfverkohlung mit Theergewinuung eingeleitet,
aber nach kurzer Zeit wieder fallen gelassen, obwohl die Torfkohle
willige Abnehmer fand.
Zum Schlüsse verdienen noch einige nicht unwichtige Nebeu-
Nutzungen der Moore eine kurze Erörterung. In Franzensbad und
Eger in Böhmen, im Herzogthum Salzburg und zu Keszthely am
Plattensee in Ungarn wird ein besonderes Moorvorkommen zu Heil-
Zwecken mittelst der bekannten Moorschlammbäder verwendet. Vor
zugsweise reich an Vivianit und löslichen Salzen, welche in trockenen
Sommern massenhaft ausblühen, erweist sich das Moor in der soge
nannten Soos bei Franzensbad, woraus schon vor dreissig Jahren
Apotheker Khittl das berühmte Eisenmoor-Salz präparirte und mit