Weite Verbreitung konnten solche größere und große Globen nicht finden. So verfällt
der Engländer Ebenezer Pococlc auf die Idee, die Globusstreifen auf Seidenpapier
zu drucken, sie zusammenzukleben und so einen aufblasbaren Globus zu schaffen;
diese Idee wird von Ph. Cella in München im selben Jahr aufgegriffen. Erstaunlich
ist, daß sich noch einige Exemplare dieser seltenen Globen erhalten haben.
12 zusammengeklebte Globussegmente werden mit Polkappen verbunden, in die
südliche ist die Vorrichtung zum Aufblasen eingebaut. Ein Blasbalg wurde mit dem
Globus geliefert.
Aufblasbare Globen von Cella finden sich u. a. in folgenden Sammlungen: Wien,
Österr. Nationalbibliothek, Sammlung Dr. R. Haardt, Waldstein bei Deutsch-
Feistritz, Schloß Liechtenstein; München, Deutsches Museum; Scheyern, Benedik
tinerabtei (montiert). Ein undatierter aufblasbarer Erdglobus von Ebenezer Pocock
mit 111 cm Durchmesser ist in der Kongreß-Bibliothek in Washington, USA, erhalten
(ca. 1831).
Lit.: Fauser, A.: Ältere Erd- und Himmelsgloben in Bayern; Saarmann, M.: Der
Globus im Wandel der Zeiten; Der Globusfreund, Heft 3/1954 und 14/1965.
11 ARMILLARSPHÄRE
Euphrosino di Lorenzo Volpaia (1494 oder 1500 bis nach 1553), Löwen 1553
Bronze, vergoldet
Höhe 39 cm, Durchmesser 28 cm
Österr. Museum, F. 1339
Drei Generationen der Familie Volpaia wirkten in Florenz, aber auch in anderen
Städten als Instrumentenbauer — der Stammvater Lorenzo, geboren 1446, war
Zimmermann, bevor er sein erstes großes Instrument vollendete — eine Uhr mit
Planetendarstellungen, welche im Saal der Uhren im Palazzo Vecchio vor 1484
aufgestellt war. Eine Kopie dieses Instrumentes wurde von Matthias Corvinus,
König von Ungarn, bestellt, aber vermutlich nie ausgeführt. Bis zum Beginn des
17. Jahrhunderts läßt sich die Familie verfolgen. 23 signierte Instrumente mit
Datierungen von 1511 bis 1590 sind erhalten; in der Hauptsache sind es Sternuhren,
Sonnenuhren, Astrolabien, aber auch Armillarsphären. Arbeiten des Euphrosino
sind zwischen 1516 und 1553 datiert. Die Wiener Armillarsphäre ist wohl eine der
interessantesten Arbeiten des Meisters, der diesen Titel wohl verdiente: Seit Camillo V.
(1484—1560) fügten die Familienmitglieder, als Instrumentenbauer berühmt geworden,
die Bezeichnung „degli oriouli“ ihren Namen an.
Ein Gestell mit Löwenfüßen trägt einen Horizontalring, mit Meßeinteilung und
Windrichtungen. Innerhalb eines Vertikalkreises dreht sich um den Himmelspol
ein doppeltes Ringsystem auf zwei Achsen aufgebaut. Dieses Ringsystem enthält
drei Bänder für den Tierkreis, wovon zwei fest, eines drehbar mit den Ringen
verbunden sind. Auf dem äußeren Band sind die Tierkreisbilder figural gezeichnet.
Dieses System spräche für eine Kombination aus einer geozentrischen und einer
heliozentrischen Anordnung eventuell in der Anlage nach Herakleides Pontikos (um
325 v. Chr. Geburt) (vergleiche dazu eine Armillarsphäre von Dominicus Sanctes
Sanctini im Museum of the History of Science in Oxford, Michel-Kirchvogel, S. 108). Die
genaue Entscheidung über das System ist nicht mehr möglich, da einige Teile wie
auch die Erde in der Mitte fehlen. Auf einem der inneren, senkrechten Ringe ist eine
Bezeichnung angebracht: „Deferens capitis draconis“, das heißt „Deferent des
Drachenkopfes“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Umlaufbahn des Mondes.
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