87 HEVELIUS, JOHANNES
Selenographia: sive Lunae Descriptio, Gedani 1647. in fol.
Titelblatt mit Allegorie über die Astronomie und Contemplation. In Architektur
werk unten kleine Vedute von Danzig. Nach einer Zeichnung des Danziger Malers
Adolf Boy von Jeremias Falck gestochen, der ebenso für das Porträt des Hevelius,
Halbfigur nach rechts, zeichnet.
Die 110 mathematisch-astronomischen Illustrationen wurden zum Teil vom Obser
vator, zum Teil von Hevelius, wie etwa die beiden Mondkarten mit Putten in den
Ecken im Spiel mit astronomischen Geräten, gestochen.
Privatbesitz
Der bedeutende Danziger Maler Adolf Boy war Zeitgenosse und Freund des
schlesischen Dichters Martin Opitz, der als Historiograph und Sekretär des Königs
Wladislaw IV. Wasa von Polen in Danzig weilte. Für den berühmten Astronomen
Johannes Hevelius fertigte Boy mehrere Zeichnungen an, die, in Kupfer gestochen,
dessen wissenschaftliche Werke schmücken. Der Kupferstecher Jeremias Falck
wurde wahrscheinlich um 1610 in Danzig geboren und nannte sich daher Polonus.
1650 wurde er von Königin Christine als Hofkupferstecher nach Stockholm berufen.
Er ist der einzige Kupferstecher Norddeutschlands, der es während des 17. Jahr
hunderts, vor allem als Bildnisstecher, zu Ansehen brachte.
Johannes Hevelius (Hewelke) wurde 1611 in Danzig geboren, wo er auch 1687
starb. Sein Vater, ein Bierbrauer, ließ ihn das akademische Gymnasium in Danzig
besuchen, wo er durch seinen Lehrer Peter Crüger vor allem in Mathematik und
Astronomie besonderen Unterricht erhielt, aber auch Zeichnen, Kupferstechen
und das Anfertigen astronomischer Geräte erlernte. Hevelius studierte dann ein Jahr
in Leiden und unternahm eine Reise nach London, Paris und Avignon, wo er mit
Athanasius Kircher zusammentraf und diesem das Titelblatt zu seinem 1635
erschienenen Buch „Primitiae Gnomicae Catoptricae“ stach. 1634 kehrte er auf
Wunsch seines Vaters nach Danzig zurück und heiratete eine Bierbrauerstochter.
Erst 1639, nachdem Crüger auf dem Sterbebett darum bat, widmete er sich wiederum
der Astronomie, allerdings mit solchem Erfolg, daß er innerhalb denkbar kurzer
Zeit international bekannt war: die Royal Society in London ernannte ihn 1664
zu ihrem Mitglied, König Ludwig XIV. von Frankreich gab ihm jährlich Sold und
Johann III. Sobiesky erteilte ihm sämtliche Privilegien, die für ihn von Vorteil
waren.
Schon 1641 schuf er sich eine Sternwarte mit kunstvollen Geräten, Uhren und
Fernrohren und beobachtete Finsternisse, Kometen, veränderliche Sterne, Sonnen
flecken und die Oberfläche des Mondes. Seine Beobachtungen hielt er in einer Reihe
von Schriften fest, unter denen die „Selenographia“ bis heute größte Bedeutung hat,
und daher Hevelius immer noch als „Vater der Mondbeschreibung“ gilt. Unter den
Illustrationen gibt Hevelius 60 Abbildungen des Mondes und seiner Phasen, die
Mondflecken bezeichnet er mit aus der Geographie entlehnten Namen. Allerdings
wurde diese Nomenklatur durch die weniger genaue Mondkarte des Riccioli fast
ganz verdrängt.
Von den Geräten des Hevelius, bei denen er alles tat, um sie einwandfrei und exakt
zu schaffen, sind nur wenige erhalten, so daß die ausführliche Beschreibung in seiner
„Machina coelestis“ von 1673 um so wichtiger erscheint.
Lit.: Graesse: Bd. 3, S. 267; Zinner: S. 375fF. (dort eine genaue Angabe der gesamten
älteren Literatur); Thieme-Becker: Bd. 4, S. 486ff„ und Bd. 11, S. 214f.; Hollstein:
Bd. 4, S. 142, Nr. 6.
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