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Volltext: Die Glassammlung des K.K. Österreich. Museums

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Farrenzweige, Geflechtmuster eingelegt sind. Wahrscheinlich wurden die 
fertigen Gefässe wieder angewärmt und gravirt, in die Vertiefungen Stäbe 
eingedrückt, diese durch abermalige Erhitzung des Gelasses mit demselben 
zusammengeschweisst, und endlich die Oberfläche durch Abdrehen geebnet. 
Einige Bruchstücke von solchen Getässen (Nr. 5678) veranschaulichen 
dieses Verfahren. 
In Phönizien war Sidon, wohin laut Strabo aus der Gegend von 
Ptolemais und Tyrus feiner Sand geliefert wurde, der Hauptsitz dieser 
Kunst. Verschiedene Künstlernamen und Fabriksmarken von dort sind 
uns bekannt. Der am häufigsten vorkommende Name Artas von Sidon 
findet sich zweimal an dem als Daumenstütze dienenden Henkelansatz 
eines Gefässes im Oesterr. Museum (Nr. 10.568), auf der oberen Seite 
griechisch, aut der unteren lateinisch, und zw^ar ist zu erkennen, dass in 
die Backen der Zange, mit welcher der Ansatz geformt wurde, gleich die 
Schrift eingegraben w^ar. In den Boden eines Gefässes Nr. 8451 ist als 
Fabrikszeichen ein Delphin gepresst. Noch im frühen Mittelalter genoss 
^ eu_ Tyrus wegen seiner Glasarbeiten grossen Ruf. 
Von den phönizischen Küstenplätzen aus muss sich die Technik in 
das Innere verpflanzt haben. Dass die Juden das Glas kannten, bezeugt 
dessen Erwähnung in den sogenanten Sprüchen Salomons und im Buche 
Hiob, aber da es an der letzteren Stelle neben Gold genannt wird — w r as 
wohl Luther zu der irrigen Übersetzung Demant bestimmt haben mag — 
muss es noch ein kostbarer, seltener Stoff gewesen sein. In späterer Zeit 
soll in Serien die Industrie vielfach von Juden betrieben w'orden sein, und 
am Hebron (wie in Aleppo) wird sie noch in uralter Weise, zum Theil 
mit Umdeutung der ursprünglichen Symbole, betrieben. Proben der 
Arbeiten \om Hebron befinden sich in der Abtheilung der orientalischen 
Gläser. 
Zu Schiffe aber brachten die Phönizier zunächst die Waare, und 
dann wohl auch die Kenntniss der Bereitung nach Karthago, zu den 
Griechen und Etruskern. ^ on Karthago ist, wie vermuthet wird, die 
Kunst des Glasmachens nach Sardinien gelangt, w r o in punischen Grab 
stätten zahlreiche Aschenurnen (Nr. 1948 und 1949 unserer Sammlung) 
und andere Gefässe entdeckt worden sind. 
Inwieweit die Funde auf Cypern, Rhodus und in Griechenland 
phönizische, römische oder einheimische Erzeugnisse seien, wdrd schwer
	        
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