ten und farblosen Glasfäden bestehend, sich an den Schaft klammern.
Der Fuß ist eine einfache flache Scheibe, gelegentlich ist der Rand zur
Sicherung säuberlich in einem schmalen Saum nach unten umgeschlagen.
Wo es dem Glasmacher notwendig erschien, sind die einzelnen Teile
eines Pokals durch Einfügung von flachen Scheiben zwischen Fuß und
Schaft sowie zwischen Schaft und Kuppa voneinander tektonisch klar
geschieden (Abb. n—21).
Die Anregungen zu diesen Gefäßformen stammen wohl aus den
Vorlagen, die Stecher und Zeichner, Pierino del Vaga, Agostino
Veneziano, Francesco Salviati, den Goldschmieden geliefert haben.
Die Variationen erfanden die Glasbläser aus den Möglichkeiten, die
ihnen das Material bot; auch bei ihnen handelt es sich um eine Treib
arbeit, bei der ihr Atem und eine kleine Anzahl von Werkzeugen die
Hilfsmittel waren.
Besonders kapriziöse Schaftformen zeigen zwei Pokale, bei dem
einen sitzt die Kuppa auf einem gekrönten blauen Doppeladler, bei
dem anderen trägt sie ein gefleckter steigender Hengst (Abb. 22, 23).
Bei einer Schale auf einem nach unten stark verjüngten Balusterschaft,
der dadurch besondere Eleganz gewinnt, ist die kräftig gerippte Kuppa
vor dem Ansteigen etwas zurückgestülpt und leicht gedreht, so daß sie
den Eindruck eines breiten Blütenkelches im Winde erweckt (Abb. 24).
Zu den Seltenheiten gehört der Leuchter (Abb. 25), der besonders
eindringlich zeigt, mit welcher Selbstverständlichkeit die damals üb
liche Leuchterform (Gelbguß) in eine dem Glas gemäße Form um
gesetzt wurde.
Die glatte Gefäßwand sagt dem Glasmacher Venedigs nicht immer
zu; bald wird sie mit Nuppen besetzt (Löwenköpfe, Beeren), bald mit
Fäden spiralig belegt zur Belebung des Lichterspieles auf der Ober
fläche (Abb. 26, 27).
Auf die Spitze getrieben wird diese scheinbare Auflösung der Glas
wand durch das sogenannte Eisglas. In einem verhältnismäßig späten
Stadium wird das warme Glasgefäß geschreckt, das heißt in kaltes
Wasser getaucht, die Oberfläche bekommt feine Risse, die durch das
Fertigblasen des Gefäßes nach neuerlicher Erwärmung sich erweitern.
Einen einfacheren Ersatz für diese Methode fand man — ob in
Venedig oder erst nördlich der Alpen, ist ungewiß — darin, daß man
das unfertige Gefäß in Glassplittern rollte und dann durch Anwärmen
und Fertigblasen den Scherben die Schärfe nahm. Vergoldete Zonen
verstärkten noch den unbestimmten Schimmer dieser Gläser (Abb. 28
bis 30).
Einen köstlichen Glasdekor schufen die Venezianer Glasmacher
durch die Faden- und Netzgläser. Die einfachsten Arten haben kräf
tige Auflagen von opakweißen Fäden, die als Relief auf dem farb
losen Glase aufliegen und bald senkrecht die Glasform unterstreichen,
bald diagonal oder überkreuzt die räumlich runden Formen model
lieren (Abb. 31, 32). Von diesen einfachen Arten ging es zu immer
komplizierteren Mustern weiter. Man zog weißes und farbloses Glas
zu zarten Fäden aus, drehte und flocht sie in wechselnden Kombi-
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