sehr gemäße Einfachheit der Zeichnung, primitiver als es die Höhe
des technischen Könnens erwarten ließe, mutet, in einer gewissen Ur
tümlichkeit, wie aus früheren Stadien der Wirkkunst an.
Sog. Portugiesenteppiche
Von den wenigen erhaltenen Stücken dieser eigenartigen Gruppe
besitzt das österreichische Museum das künstlerisch beste (Tafel 26).
Ihr Name Portugiesenteppiche deutet, vielleicht nicht mit Unrecht,
ihre Herkunft aus Portugiesisch-Indien an. Eine rautenförmige, ge
zackte, wie ein Medaillon die Mitte des Feldes einnehmende Flächen
figur, worin meist Vögel sind — beim Wiener Teppich Rebhühner,
Perlhühner und Wiedehopfe — wird durch immer andersfarbige, immer
größere solcher Figuren unterlegt und erweitert, bis vom Gesamtfeld
nur dreieckige Zwickel übrigbleiben. In diesen eine bildmäßige, noch
nicht gedeutete Darstellung: bemannte Segelschiffe und nackte, gesti
kulierende Gestalten, Fische und anderes Seegetier, im durch Zickzack
linien bezeichneten Meer. Die Bordüre schmückt ein breites Arabesken
band. Entstehungszeit spätes 17. Jahrhundert.
INDIEN
Vor der Zeit des Kaisers Akbar (1556—1605) gab es in Indien,
dessen Klima überdies den wärmenden Bodenbelag nicht gerade er
forderte, noch keine Teppichhofwerkstätte, so daß sich der junge
Moghulhof aus dem vorbildlichen Iran versorgen lassen mußte. Da
dies vor allem aus dem Nachbargebiet geschah, ist die nahe Verwandt
schaft, wie sie ja auch in der Buchmalerei anfänglich bestand, gerade
mit der ostpersischen Kunst begreiflich. So ist in der Komposition das
System, das ungegliederte Feld mit floralen Rollranken zu überziehen,
ziemlich häufig. Das Lanzettblatt ist in einen Blütenstand verwandelt
(Tafeln 27, 32), wobei die unterlegte Blüte oft mitübernommen wird.
Wo es als Rankenende verwendet wurde, hat es seine Griffunktion
beibehalten und übt sie, ein Stück weitergeführt, bei den an den
Schwingungen der Ranke sitzenden Blütenformen aus (Tafel 27, auch
29). Auch das für Heratteppiche erwähnte, aus nordwestpersischem
Felddekor stammende Kartuschenmuster (vgl. Tafel 24) findet sich in
der Bordüre wieder (Tafel 27).
Nicht selten ist, ebenfalls persischem Vorbild abgesehen, die Gitte
rung. Sie wird von einer Arabeske geformt, die, wie vieles in der indi
schen und der spätsafiwidischen Kunst, Anfühlung an Europäisches oder
an Chinesisches verrät. In den Gitterfeldern sind Blütenstauden. Solche
naturnah gegebene, doch meist graziös geschwungene Gewächse be
gegnen uns viel auf Geweben der späteren Safiwidenzeit. Unser rot
grundiges Fragment (Tafel 28) stammt vom feinstgearbeiteten erhal
tenen Wollteppich. In seidengleichem Haar der Kaschmirziege ge
knüpft (9990 Knoten), ist er ebenso wie die feinsten je gearbeiteten
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