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An diese systematischen Sammlungen reiht sich eine permanente
Ausstellung von Gegenständen der modernen Kunst-Industrie an, in
welcher Künstler und Kunsthandwerker ohne alle Entschädigung ihre
neuen Arbeiten dem Publicum vorführen können, eine Begünstigung,
deren sie sich ausserdem nirgendwo in der Welt erfreuen.
Um Vorbilder für die verschiedensten Künste und Kunstindustrien
den Schulen leichter zugänglich zu machen, wurden mit dem Museum
von Anfang an eine Gypsgiesserei und ein photographisches Atelier in
Verbindung gebracht. Die Leitung des letzteren wurde dem Hof-
Photographen Herrn Ludwig Angerer, die des ersteren dem Gyps-
formator Schroth übertragen.
In der Benützung der Sammlungen die grösste Liberalität walten zu
lassen, war Grundsatz vom Anfänge an. Die Anstalt ist mit Ausnahme
Montags tagtäglich dem Publicum geöffnet, und zwar mit Ausnahme Diens
tags und Mittwochs ganz unentgeltlich.
Es wurden Special - Cataloge angelegt für die Bibliothek, die
Ornamentstich-Sammlung und die Weberei-Sammlung, und in den Mit
theilungen des Museums ein Organ geschaffen, welches bestimmt ist,
dem Publicum über alle, das Museum betreffende Angelegenheiten Auf
schluss zu geben, den Verkehr der Anstalt mit ihren Correspondenten,
Geschäftsfreunden und verwandten Instituten zu vereinfachen und in
allen Fragen der Geschmacksreform anregend und aufklärend zu wirken.
Denn es handelt sich darum, nicht bloss das producirende Publicum,
sondern auch das consumirende für die Aufgaben des Museums zu
interessiren und es über die Angelegenheiten der Kunst, der Kunst-
Industrie und Kunst-Technik, sowie deren Verhältniss zur Volks-
wirthschaft zu orientirenj speciell für diese Zwecke wurden an den
Donnerstagsabenden des Winters Vorlesungen für das gebildete Publicum
eingerichtet, an welchen sich die hervorragendsten Fachgelehrten be
theiligten.
Endlich musste das Museum, welchem schon durch seinen Namen
die Aufgabe zugewiesen ist, bei seinen Bestrebungen das ganze Öster
reich in’s Auge zu fassen, dahin trachten, die Vortheile, welche das
Institut der Kunst-Industrie Wiens bietet, auch den Kronländern un
mittelbar zuzuwenden und diese so für die Arbeiten desselben zu
interessiren. Dies suchte man, und mit sehr gutem Erfolge, durch Filial-
Ausstellungen zu erreichen. Bei diesen handelt es sich vorzugsweise, die
Kronländer in den Kreis der Kunst-Industriellen Wiens hineinzuziehen.
Bevor wir auf die Einrichtung dieser Filial-Ausstellungen, die litera
rische Thätigkeit der Mitglieder des Museums, die Ausdehnung der ver
schiedenen Arten der Reproduction näher eingehen, sind noch einige
Worte nothwendig zur Organisation der Anstalt.