Beilagen.
A.
Handschreiben Sr. Majestät
an
Se. kaiserliche Hoheit den Durchl. Herrn Erzherzog Rainer
vom 7. März 1863.
Lieber Herr Vetter Erjherfog Rainer!
Da es für den Aufschwung der österreichischen Industrie ein dringendes Bedürfniss
ist, den vaterländischen Industriellen die Benützung der Hilfsmittel zu erleichtern,
welche die Kunst und Wissenschaft für die Förderung der gewerblichen Thätigkeit
und insbesondere für die Hebung des Geschmackes in so reichem Masse bieten, so
finde Ich anzuordnen, dass eine Anstalt unter der Benennung: „Oesterreichisches
Museum für Kunst und Industrie” ehestens gegründet werde. In dieses Museum sind
geeignete Gegenstände aus den Sammlungen Meines Hofes, des Arsenales vor der
Belvedere-Lmie, der Wiener Universität, des hiesigen polytechnischen Institutes und
anderer öffentlichen Anstalten in der Art aufzunehmen, dass diese Gegenstände unter
Vorbehalt des Eigenthumrechtes dem Museum dargeliehen und bei ihrer Zurück
stellung nach Bedarf gegen andere umgewechselt werden. Zugleich erwarte Ich mit
Zuversicht von dem bewährten Patriotismus der Gemeinden, insbesondere Meiner
Haupt- und Residenzstadt Wien, des Adels und des übrigen besitzenden Publicums,
dass auch deren wissenschaftliche und Kunst-Anstalten und Sammlungen in derselben
Weise dem Museum werden nutzbar gemacht werden, wie dieses von Seite jener
Meines Hofes der Fall sein wird.
Da jedoch die Gründung dieses Museums bei der zu ihrem vollen Gedeihen
erforderlichen Grossartigkeit der Schöpfung jedenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen
wird, das Bedürfniss nach einem solchen Institute aber vorzugsweise auf dem Gebiete
der Kunstindustrie zu Tage getreten ist, so hat die Errichtung der hierauf bezüglichen
Abtheilung des Museums unter Vorbehalt der späteren Erweiterung derselben unver-
weilt zu erfolgen, und gestatte Ich die vorläufige Unterbringung dieser Abtheilung
des Museums in dem Ballhause Meiner Hofburg.
Die darin aufzustellenden Kunstwerke sind von Meiner Hofbibliothek, von dem
Depot der Bildergalerie am Belvedere, aus den Vorräthen an Tapeten und Mobilien
Meiner Hofburg und Meiner Schlösser (Schönbrunn, Laxenburg u. a.), von dem Antiken-
kabmete, von der Ambrasersammlung, von Meiner Schatzkammer und von dem Arsenale
vor der Belvedere-Linie auf die angegebene Art zu entlehnen, und ist die Gemeinde
Wien, der .Adel und das Publicum aufzufordern, auch aus dem Wiener Gemeinde-
Arsenale und aus Privatsammlungen geeignete Kunstwerke dem Museum in derselben
Art zeitweise einzuverleiben.
Die Kunstwerke sind wohlgeordnet und verzeichnet mit den nöthigen Vorsichten
der Beschauung und dem Studium zu überlassen, und es ist den österreichischen