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Volltext: Die österr. kunsthistorische Abtheilung auf der Wiener Weltausstellung (Exposition des amateurs)

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haben. Doch kann mit allem Grunde vermuthet werden, 
dass, wie überhaupt den liturgischen Gewändern der 
Bischöfe und Priester nicht blos die Gewänder der Se 
natoren des classischen Borns, sondern auch und zwar 
insbesondere die Ornate der Hohenpriester des alten 
Testamentes zu Vorbildern gedient haben, auch dies 
bei dem ursprünglichen Kopfschmuck des Bischofs (la- 
mina aurea, corona) der Fall war, wenn ein solcher 
überhaupt bei sämmtlichen Vorstehern der christlichen 
Kirche als vorhanden angenommen werden kann. 
Anders ist es mit der Zeit vom IV. bis VIII. Jahr 
hundert, aus welcher uns manigfaltige noch erhaltene 
Quellen mit ziemlicher Sicherheit belehren, dass damals 
diese mit der besonderen bischöflichen Kopfbedeckung 
vereinigten Abzeichen der kirchlichen Würde meistens 
die Gestalt von Kronreifen hatten, ähnlich königlichen 
Diademen, und zwar jenen damaligen Votivkronen, die 
gut erhalten durch mehr als ein Jahrtausend hindurch 
noch unsere Tage erreicht haben. 
Unter diesem Reife und wahrscheinlich auch mit 
telst desselben festgehalten, trug man meistens eine 
Art Kopfschleier, ein Stück feinen Stoffes, meistens 
Linnen (byssus),.grösstentheils von weisser Farbe, von 
länglich viereckiger Gestalt, welcher das Haupt, um das 
es entweder gelegt oder auch gewunden war, verhüllte. 
Die Zipfel hingen nach rückwärts herab und bedeckten 
Hals und Bücken des Trägers. Leider hat sich auch 
aus dieser Zeit kein derartiges Gewandstück erhalten; 
denn die noch vorhandenen bischöflichen Mitren reichen 
hinsichtlich ihrer Anfertigungszeit nicht über das XI. 
Säculum zurück. Obschon man diese reifförmige Grund 
form und die runde, dem Haupte mehr anpassende Ge 
stalt der auszeichnenden bischöflichen Kopfbedeckung 
auch noch fernerbeibehielt, so begann doch im IX. Jahr 
hundert in den verschiedenen Ländern des christlichen 
Abendlandes eine allmälige Umgestaltung derselben 
platzzugreifen, die sich besonders in der Ausdehnung 
nach der Höhe charakterisirte. Bis in das XII. Jahr 
hundert dauerte diese Umgestaltung, ohne dass es schon 
damals aus dem Hinundherschwanken zu einer neuen 
einheitlichen Form gekommen wäre; ja vielmehr haben 
sich gerade aus dieser Zeit die verschiedenartigsten 
Formen der Mitra erhalten, wie uns zahlreiche Bild 
werke darüber belehren. Dazu kam noch, dass im 
X. Jahrhundert das Gewicht dieser Kronreifen in Folge 
des darauf angebrachten reicheren Steinbesatzes und 
des vermehrt verwendeten Metalles zu schwer und zu 
drückend geworden sein mag, daher man anfing, unbe 
schadet der Grundform, den metallenen Beif durch Bän 
der aus kostbaren Stoffen, mit werthvoller Stickerei ge 
schmückt zu ersetzen. 
Erst mit dem XII. Jahrhundert wurde die Form der 
bischöflichen Mitra hinsichtlich Umfang und Verzierungs- 
weise als eine ziemlich feststehende und von den Bischöfen 
des Abendlandes fast allgemein angenommen. Das Vor 
bild für diese damals entstandene allgemeine Mitrenform 
Fig. 89. (Admont.)
	        
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