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Volltext: Die österr. kunsthistorische Abtheilung auf der Wiener Weltausstellung (Exposition des amateurs)

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beschlagen, reich ornamentirt und mit vielen gold- 
tauchirten Carneolen besetzt, Zügel und Geissei sind 
aus geflochtenen Silberkettchen gebildet, der schön ge 
formte Buzogany aus vergoldetem Silber. Der Schild 
besteht aus einem Rohrgeflecht, mit Silber umsponnen, 
mit Carneolen, Türkisen und Corallen besetzt (Nr. 508). 
Den übrigen Raum dieses Schrankes nahmen theils 
sehr schöne polnische Nationalgürtel, theils ältere, mit 
kostbaren Stickereien gezierte Gewänder und Decken 
aus den griechisch-orientalischen Kirchen zu Czernovitz, 
Dragomirna, Putna und Sutzawitza ein. 
Ein besonderer Schrank war den Münzen der 01- 
mützer Fürstbischöfe gewidmet (Nr. 348). 
Das Münzregale der Olmützer Fürstbischöfe grün 
det sich auf ein Privilegium Rudolfs II. als Königs von 
Böhmen dto. Prag 5. Januar 1608. Nach diesem wurde 
die bischöfliche Sommerresidenz - Stadt Kremsier als 
Prägeort bestimmt, und verordnet, dass die dort zu 
prägenden bischöflichen Münzen den landesfürstlichen 
an Schrot und Korn ganz gleich sein sollen. Unbean 
standet prägten die Bischöfe : Franz Cardinal und Fürst 
von Dietrichstein (f 1636) und der Erzherzog Leopold 
Wilhelm (f 1663). 
Fig. 112. (Salzburg.) 
i 1 Als man jedoch zurZeit der Bisthums-Administration 
unter dem Erzherzoge Karl Joseph (1663—1664) die 
Münze an Private verpachtete, welche dieses Recht nur 
zu ihrem Vortheile ausgebeutet haben, erfloss ein Re- 
script Kaiser’s Leopold I. dto. Regensburg 6. Fe 
bruar 1664, dass die Münzstätte in Kremsier aufzuhören 
habe, und dass der Pachtzins aus dem bereits eingegan- 
genen Vertrage von der kaiserlichen Privatcasse weide 
entrichtet werden. 
Die Fünfzehnkreuzer-Stücke des Erzherzog s Karl 
Josephmit der Jahreszahl 1664 müssen demnach vor die 
sem Rescripte geprägt worden sein. Andere Stempel 
kennt man von diesem Bischöfe nicht. 
Sein Nachfolger, Karl Graf von Lichtenstein (1664 
—1695), musste das alte Münzrecht revindicirt haben, 
wie die zahlreichen, von ihm geprägten Münzen darthun. 
Die Verlegung der Münzstätte nach Wischau wurde je 
doch nicht geduldet und die Ausübung des bischöflichen 
Münzrechtes als lediglich auf Kremsier beschränkt er 
klärt. 
Unangefochten prägten seine Nachfolger Karl Her 
zog von Lothringen (1695—1710) und Wolfgang Cardi 
nal und Graf von Schrattenbach (1711—1738), bis die 
fortwährenden Beschwerden über die verschlechterte 
Scheidemünze den Kaiser Karl VI. bewogen hatten, durch 
ein Decret vom 30. August 1726 den Olmützer Bischöfen 
die Ausprägung der Scheidemünze gänzlich einzustellen. 
Bei dieser Verordnung verblieb es unter dem Bi 
schöfe Jakob Ernst Grafen von Lichtenstein (1738—1745) 
und unter dem Cardinal Ferdinand Julius Grafen von 
Troyer (1745—1758). Auf des letzteren Gesuch vom 
12. Mai 1747 ward das alte Münzregale durch eine kai 
serliche Erledigung dto. Wien 2. August 1747 seinem 
vollen Umfange nach, mit Ausnahme des Rechtes Schei 
demünze zu prägen, bestätigt, und ein eigener Münz 
wardein, aber nur aut die Lebzeiten des Cardinais, nach 
Kremsier gesetzt. 
NachTroyer’s Tode erklärte Kaiserin Maria Theresia 
durch einHofdecret vom 1. September 1759 das Münzrecht 
in Kremsier für erloschen und verordnete, dass, wenn der 
neue Fürstbischof Leopold Friedrich Graf von Egckh 
und Hungersbach (1758—1760) Münzen zu prägen be 
absichtige, er sich deshalb an das k. k. Münzamt in 
Wien zu wenden habe. Er unterliess es, und seine Schau - 
münzen vom Jahre 1759 sind das letzte Erzeugniss der 
fürstbischöflichen Münzstätte in Kremsier. 
Auch dessen Nachfolger, Maximilian Graf von Ha 
milton (1761—1776), unterliess das Prägen gangbarer 
Münze und begnügte sich nur mit Inthronisations-Me 
daillen, wogegen der erste Fürsterzbischof, Anton Theo 
dor Graf von Colloredo und Wallsee (1777 — 1811) 
durch ein Hofgesuch die Bewilligung erlangte, ein ge 
wisses Quantum von verschiedenen Denk-Auswurfs- 
und Current-Münzen in dem k. k. Hauptmünzamte in 
Wien gegen Entrichtung der üblichen Gebühren schla 
gen zu lassen. Dies der Grund, warum alle seinen Na 
men tragenden Münzen vom Jahre 1779 sind, und warum 
von den nachfolgenden Erzbischöfen nur Medaillen Vor 
kommen. Eine Ausnahme bildet der Erzbischof, Erzher 
zog Rudolf (1819—1831), welcher zur Verherrlichung 
seines Regierungsantrittes, wie Colloredo, eine bestimmte 
Anzahl Current-Münzen in Wien prägen Hess. Sie sind 
alle vom Jahre 1820. Von seinen Nachfolgern sind nur 
Inthronisations-Medaillen vorhanden. Gegenwärtig sind 
608 Exemplare Olmützer bischöfliche Münzen vorhan 
den, über welche ein eigener Catalog, vom Grafen Ro 
bert Lichnowsky angelegt und von Eduard Edlen von 
Mayer fortgesetzt, in Wien 1873 erschienen ist. 
Der die Mitte des Saales einnehmende Kasten, 
Eigenthum des Prager Domcapitels, enthielt blos Gegen 
stände aus Böhmen, darunter einige von besonderem 
Werthe. Wir beginnen mit der Besprechung der kirch 
lichen Gegenstände. Unter den vielen Schätzen und 
Merkwürdigkeiten des Prager Domes fesselte vorzüglich 
eine Onyx-Schale die Aufmerksamkeit, denn einer 
seits ist ein ausgehöhlter Onyx von dieser Grösse eine 
Seltenheit, andererseits ist die Fassung von grosser 
Zierlichkeit. Der Fusstheil ist länglich und enthält fol 
gende Inschrift: fA. d. mcccl. jubileo carolus romanorum 
sep. augustus et boemie rex prägen, eccle. ad usum in- 
firmorum hunc ciphom onictrini lapidis donayit. Ausser 
dem befinden sich am Fasse vier kleine emaillirte Wap 
penschilder mit Nägeln ziemlich roh aufgenietet und 
zwar je zweimal der einköpfige Reichsadler und der
	        
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