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Volltext: Das Markgrafthum Mähren nach seinen landwirthschaftlichen Verhältnissen im weiteren Sinne, statistisch skizzirt : im Auftrage des Executiv-Comité der Brünner Landes-Commission für die Weltausstellung 1873 in Wien

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3. Der Gesammt-Ertrag Mährens in Weinen hat i. J. 1871 nur 245.486 Eimer betragen, 
also gegen die vom Verf. in seiner genannten Schrift ausgewiesenen 378.522 Eimer — 
weniger um 133.036 Eimer — erklärbar durch die in Punct 1 und 2 bemerkten widrigen 
Verhältnisse. *) 
Nachdem Mährens Weinbau in Vorstehendem in statistischer Beziehung eingehend ge 
würdigt worden, übergehen wir in die Betrachtung der Qualität des Productes selbst, zu 
welcher Beurtheilung bewährte Sachkenner zugezogen wurden. 
Zuvörderst muss bemerkt werden, dass der Character der mährischen Weine sich 
wesentlich in drei verschiedene Gruppen theilt, u. z.: 
I. in jene des Marchgebietes — an den südlichen Ausläufern des Marsgebirges und 
südlichen Lagen der Karpathen an Ungarns Grenze: 
hitzige, schwere, hochgradige Weine mit dem Character ungarischer Weine, vorherrschend 
Riesling-Trauben; hieher gehören im Wesentlichen die Weingebirge in den angeführten 
fünf Gerichtsbezirken: Ung.-Hradisch, Napagedl, Strassnitz, Ung.-Brod und Ung.-Ostra; 
II. in jene des Schwarzawa-Gebietes — an den südwestlichen Ausläufern des 
Marsgebirges und den südlichen Lagen der Sudeten-Ausläufer, dann den sog. Polauer Bergen : 
säuerliche also herbere, härtere Weine mit dem Character der „Oesterreicher Weine“; 
hieher gehören im Wesentlichen die W eingelände mit vorwiegender Mischung von Zirnfadler, 
Riesling u. s. w., in den 13 Gerichtsbezirken: Auspitz, Austerlitz, Brünn, Butschowitz, Eiben- 
schitz, Gaya, Göding, Klobauk Br. Kr., Kromau, Lundenburg, Nikolsburg, Seelowitz und Steinitz; 
III. in jene des Th aja- Ge bi et es — an den letzten Ausläufern des böhmisch-mährischen 
Grenzgebirges: 
milde, bouquetreiche, Weine, von vorherrschend rothbeerigem Muskateller Satze; hieher 
gehören im Wesentlichen die Weingärten in den zwei Gerichtsbezirken Joslowitz und Znaim. 
Begreiflicherweise ist die Eintheilung der Gerichtsbezirke in jene drei Gruppen nicht 
wörtlich genau zu nehmen, weil stets ein Uebergang aus einem in den anderen Wein- 
Character stattfindet — zumal in benachbarten Katastralgemeinden der einen oder anderen 
Gruppe; es soll also durch jene Dreitheilung eben nur auf den verschiedenen Wein-Character 
im Wesentlichen aufmerksam gemacht sein. 
Jede dieser drei Wein-Gruppen hat ihre ausgezeichneten Producte — je nach dem Ge 
schmack des Kenners, von denen einer die hitzigeren, der andere die herberen, der dritte 
die milden Weine vorzieht. 
Es mag hier versucht sein, für jede der drei Gruppen die vorzüglichsten Producte nach 
abwärts gehenden drei Classen im Nachstehenden vorzuführen: 
Zur I. Gruppe der hitzigen Weine, an ungarische Weine gemahnend: 
1. Classe, in den Katastral-Gemeinden: Gr.-Blattnitz, Kl.-Blattnitz (genannt Rohat 
sch er, schon früher erwähnt), Bisenz; 
2. Classe, in den Katastral-Gemeinden: Polleschowitz, Strassnitz, Buchlowitz; 
3. Classe, in den Katastral-Gemeinden: Domanin, u. s. w. 
Zur II. Gruppe der herben Weine, an die österr. Weine gemahnend: 
1. Classe in den Katastral-Gemeinden: Polau, Archlebau. (Im Polauer Weingebirge 
besteht circa der vierte Theil, d. h. circa 30 Joch, aus Rebensatz rothen Weines — 
nach Versicherung eines Weinkenners darf er aber höchstens fünf Jahre aufbe 
wahrt werden, weil dann an Güte verlierend. — Von Rothweinen in Mähren, aus 
rotliem Rebensatz von einiger Ausdehnung ist nichts weiter bekannt — denn, 
wo rothsaftige Reben sonst Vorkommen, werden die rothen mit den weissen Beeren 
vermischt gepresst, wie z. B. bei Lechwitz.) 
*) Weinbau — illustrirt auf Karte II; die Ernte-Ergebnisse v. J. 1872 siebe rückwärts im Tableau 38.
	        
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