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gediehen waren, zugleich aber auch neue Anregung zu bieten. So bestand diese
Ausstellung, welche vier grosse Säle füllte, aus vier Abtheilungen, nämlich den
Arbeiten aus den Schulen, den Arbeiten der Damen, der Industriellen und aus
den nationalen Stickereien. Diese letzte Abtheilung, welche Altes wie Neues
einschloss, war insbesondere von Ungarn überaus reich und schön beschickt worden;
aber auch Mähren, Galizien, Dalmatien hatten daran theilgenommen. Ein besonderes
Interesse brachten auch die Fachschulen für Spitzenindustrie und der Spitzencurs,
welche zum ersten Male insgesammt ausstellten.
Der Handarbeit folgte im Jahre 1887 die kirchliche Kunst. Es war
im Curatorium des Museums die Anregung gegeben worden, der kirchlichen
Kunst Oesterreichs eine erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen, einerseits sie künst
lerisch zu heben, andererseits aber auch die überwiegende, geschäftsmässig be
triebene Concurrenz des Auslandes möglichst hintanzuhalten. Als ein Mittel über
haupt, das Interesse für diesen Zweig der Kunst zu wecken, erschien eine grosse,
umfassende Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände, Altes wie Neues enthaltend.
Sie wurde demnach beschlossen. Den Aufforderungen des Museums, welche vom
Erzherzog-Protector, sowie vom hohen Clerus unterstützt wurden, folgten alle
Stifter, Kirchen, Klöster u. s. w., wer im Besitze entsprechender Gegenstände
war, mit dankenswerthester Bereitwilligkeit, und so kam, begleitet von einem
wissenschaftlich gehaltenen illustrirten Katalog, eine Ausstellung interessanter
Kunstgegenstände zusammen, wie sie von dieser Art wohl niemals stattgefunden
hatte. Alle verfügbaren Räume des Museums erfüllend, dauerte sie von Mitte
März bis zum Ende des Monats August 1887. Um ihrer Bedeutung willen war
sie in Gegenwart hoher Geistlichkeit durch den Minister für Cultus und Unter
richt Dr. v. Gautsch in Abwesenheit des hohen Protectors feierlich eröffnet worden.
Im November desselben Jahres fand noch einmal eine Ausstellung kirchlicher
Gegenstände im Museum statt, allerdings ihrem künstlerischen Werthe nach minder
bedeutend. Es war die Ausstellung jener Geschenke, welche Seiner Heiligkeit
Papst Leo XIII. aus Oesterreich zugesendet wurden.
Eine nicht minder glänzende Specialausstellung als jene für kirchliche
Kunst sahen die Frühlingsmonate des Jahres 1888. Es war die hundertjährige
Wiederkehr des Todestages der Kaiserin Maria Theresia; es stand die Enthüllung
ihres grossartigen Monumentes bevor, dessen Schöpfer, den Bildhauer Zumbusch,
das Museum zu seinen Curatoren und besten Freunden zählt; Alles redete und
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