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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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■bereits gerichtet, trennten reiche Provinzen vom Kaiser-Staate ab, 
bedachten uns dagegen mit horrenden Schulden, deren Bestreitung 
die Industrie mit grossen Steuerlasten fast erdrückte, einerseits also 
beschränkter Absatz, anderntheils erhöhte Erzeugungskosten. Unter 
den Einwirkungen des 1852er Vertrages mit dem Zoll-Verein und des 
in denselben aufgenommenen „Appretur-Verfahrens“ sind seit 1853 
zahlreiche kleinere Druckereien entschlummert — mindestens 10% 
des Status und in noch grösserem Verhältnisse die Garn-Färbereien, 
während die Wiener Seiden-Industrie retrograde Verhältnisse annahm; 
die grössten Druck-Etablissements für den Consum Oesterreichs in 
Seide hegen heute ausserhalb seiner Grenzen (Elberfeld, Crefeld, 
Viersen). Die eigentliche Feinwaaren-Industrie, von welcher Oester 
reich schöne Anfänge besass, ist fast ganz eingegangen, da die fort 
und fort in den unregelmässigsten Zwischenräumen systemlos dem 
Auslande zugestandenen Zoll-Herabsetzungen geradezu vernichtend 
wirkten. Was bereits der immer mehr sich vollziehende Uebergang 
der Hand-Arbeit zur Maschinen-Arbeit anbahnte, vollzog um so 
rascher die Gleichstellung ohne jeden Vorzug mit der deutschen 
Industrie, (he darin längst schon einen Vorsprung gewonnen hatte. 
Nur grosse Production allein lohnt noch (he Arbeit, demzufolge die 
kleinen Etablissements verschwinden, (he grossen den Umfang ihrer 
Erzeugung ausdehnen. Auf solche Stufe arbeiteten sich empor die 
grossen auf breitester Basis der Massen-Production in Cosmanos und 
Prag, Böhmisch-Aicha und Warnsdorf, Keichenberg, Jungbunzlau, 
Liebenau u. s. w. bestehenden Fabriken, denen noch die Blau- 
Druckereien von Ofen und in Vorarlberg angereiht werden mögen. 
Eine spätere Chronik unseres Faches wird den Ausgang des Kampfes 
zu erzählen haben, den unsere Matadoren des Druckes gegen die 
100 elsässischen Walzendruck-Maschinen zu bestehen haben, um 
welche sich (he bisherige Coneurrenz in Augsburg, Lörrach, Berlin, 
Cöln, Eilenburg und anderen Orten vermehrte. 
So empfindlich (he BaumwoU-Industrie von der durch Nord- 
Amerika s Krieg heraufbeschworenen Revolution der Rohstoff-Preise 
getroffen wurde, deren unheilvolle Wirkungen bis in das Jahr 1866 
nachklangen, gab doch diese gewaltige Krisis andern Industrien,
	        
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