Winter, Porzellanßgur, von
Hugo F. Kirsch
besten geht es doch den ohne Umschweife modernen. Man
sehe etwa die sechs Räume Karl Witzmanns für ver-
schiedene Werkstätten: eine Zimmer-flucht für einen
wohlhabenden Bürger von heute. Er hat das einfache
Zweckdenken seiner Schule, dabei aber mancherlei Mit-
telchen, die Aufmachung zierlich zu gestalten. So ver-
wendet er in einem lieben weiß lackierten Vorzimmer
(Josef Sowak) blankes Messingblech, das er mit den paar
Leisten und Kehlungen hübsch kombiniert. Überhaupt
gestattet er sich schon einige Sonntagszier. In einem
matten Mahagoni-Schlafzimmer (Josef Wosatka) begleitet
die Kanten das leise Relief eines Wulstes, der, wo ein
Türrand daran stößt, auch doppelt wird. Das ist Hoff-
mannsche Verwendungsart, noch mehr aber (wie an
dessen bekanntem Verkaufslokal auf der Seilerstätte),
wenn er zu solcher Einfassung eine fassonierte Holzleiste
einfach, zweifach, dreifach verwendet. So in dem gedie-
genen Nuß -Wohnzimmer von Karl Karasek und in dem
Palisander-Herrenzimmer von Leopold Spitzer. Wie
hübsch machen sie sich am Bücherschrank. Dabei
bleiben die Grundformen ganz einfach rechteckig.
Alles Lebende aus dem Ei; hier könnte man sagen:
Alles Geschreinerte aus der Kiste. Und alles wird
ruhig in der Ebene festgehalten. Höchstens daß eine
Sessellehne sich eine Schweifung in der Richtung auf
Chippendale erlaubt, wie in dem schwarzgebeizten
Eichen-Speisezimmer von Karl Vogel. Ein Speise-
zimmer in dem feingeflammten Schwarzbraun der japanischen Pappel, durch
zierliche Leisten gegliedert, das Büfett originell,
ist für Siegmund Oppenheim entworfen. Inter-
Gefäß, roter Dekor, ausgeführt
von Franz und Ernilie Schleiss,
Gmunden
essant ist er auch,
wenn er einmal
ins Damenele-
gante geht, wie
in dem luxuriösen
Rosenholz-Salon
(für Dumfort 8c
Tröster), wo alles
mit fassonierten
Goldleistenpasse-
poiliert ist: empi-
risiertes Rokoko,
mit sezessionier-
_ Topfvase, Steingut, Silberreduktions-
tem Empire, aber
glasur, K. k. Fachschule Teplitz-Schönau