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Volltext: Katalog der Wiener-Congress-Ausstellung 1896

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Vorgängen des Tages mit ihren zerstörenden Bemerkungen, mit 
der unerbittlichen Schärfe, von welcher das nachherige Buch 
Jassoy’s ,Welt und Zeit' einen schwachen Abglanz liefert, und 
mit einer Derbheit, für die es keine schriftliche Ueberlieferung 
gibt.“ In Nostitz war noch etwas Positives: seine Begeisterung 
für den Krieg, in dem er den wahren Lebenszustand des Menschen 
sehen wollte; die beiden Anderen dagegen waren durchaus ver 
neinende Geister. Ein paar Jahre später war in Berlin ein Ge 
mälde aus Schadow’s Schule zu sehen, das den Besuch Faust’s 
bei Gretchen im Kerker darstellte: „Mephistopheles erschien an 
der Thür (so beschreibt Varnhagen) und mahnte zum Forteilen 
Wiesel lebte noch, der Maler aber kannte ihn nicht und hatte 
ihn nie gesehen, für seinen Mephistopheles, jedoch in der Einbil 
dungskraft ganz die Bildung und den Ausdruck hervorgearbeitet, 
welcher sogleich an Wiesel erinnern musste, ja man konnte glauben, 
dieser habe ihm dazu gesessen.“ 
Görres richtet überdies seine Blicke nur auf die deutsche 
Welt, die Spalten seines „Rheinischen Merkur“ reden fast nur 
von dieser, alle übrigen Länder und Nationen interessieren ihn nur 
insofern, als sie zu Deutschland Beziehungen haben, Deutschland 
von ihnen zu fürchten oder zu hoffen hat. Aber der Wiener Con- 
gress war in erster Linie den internationalen Angelegenheiten 
zugewendet, den Namen, den ihm deutsche Patrioten gaben, 
„Deutscher Congress“, verdiente er sehr wenig. Engländer, Russen, 
Franzosen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Schweden, Norweger, 
Dänen, Schweizer drängten sich in den Cabinetten der Diplomaten, 
füllten die Salons und die Promenaden. Welch’ eine neue bunte 
Mannigfaltigkeit thut sich da vor unseren Blicken auf! Die Phy 
siognomien von Alexander I. und Wellington, von Talleyiand und 
Pozzo di Borgo sind auch heute noch Jedermann gegenwärtig, hundert 
An( iere - ebenso eigenartig, ebenso charakteristisch - sind heute 
vergessen: die Ausstellung wird die meisten von ihnen auf leben 
lassen. Da sind die englischen Seehelden Colonel Ohurch und 
Sidney Smith, jener, der die Insel Capri so glänzend gegen Murat 
vertheidigt, den die Sulioten gerufen, den Peloponnes zu befreien, 
unter dem die Metaxa und Colocotroni gekämpft hatten — dieser 
der Prediger eines Kreuzzuges gegen die Barbaresken. Von den 
spanischen Schlachtfeldern kam Charles Murray Cathcart, von 
Constantinopel Stratford Canning, nun mit dem Corfioten Capo
	        
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