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Volltext: Katalog der Wiener-Congress-Ausstellung 1896

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erreicht. Leithner erfindet das charakteristische Braunroth und 
Kobaltblau, Perl das Reliefgold. Die alte Vorliebe für malerischen 
Schmuck der Gefässe bleibt, aber man wählt dem Zeitgeiste ent 
sprechende Motive. Auch das Ornament verändert sich; ihm 
wird die grösste Sorgfalt zugewendet, die regelmässige Linie 
tritt an die Stelle der willkürlich geschwungenen. Vielfach dringen 
pompejanische Motive ein. Auch die selbständige Porzellan 
plastik geht neue Wege. Das Rococo hatte seine Plastik 
glasirt, bemalt; der neue Stil, der das Ernste und Würdige 
sucht und an Stelle der Schäfer und Schäferinnen und Götter 
nun Grazien und Nymphen setzt und auch die Portraitkunst pflegt, 
ahmt den Marmor nach und schafft das farblose, unglasirte Por 
zellan, das Biscuit. 
In hervorragender Weise schafft die Bronze-Industrie der Zeit, 
sowohl in selbständigen Leistungen, als in Verbindung der Bronze 
mit Geräthen. Die antikisirende Richtung der Zeit prägt sich vor 
Allem auch hier in der figuralen Plastik aus; die antike Mythologie, 
das weite Gebiet der allegorischen Darstellung, nimmt einen grossen 
Raum ein; die classische Bildung der Zeit, ihr ostentativer Ge 
dankenreichthum tritt hiermit am deutlichsten zu Tage. Aber auch 
die Romantik, die auf die deutsche Vorzeit und Sage zurückgeht, 
tritt in einzelnen charakteristischen Beispielen frühzeitig hervor. 
Erstaunlich ist die technische Vollendung aller dieser Arbeiten, 
ihre treffliche Vergoldung, ihre durch die Verbindung von Gold 
bronze und dunkler Patinirung erzielte farbige Wirkung, die aus 
gezeichnete Durchbildung der Formen. Obenan stehen natürlich 
die französischen Arbeiten, voran jene des Meisters Thomire; aber 
auch die Wiener Gürtler und Uhrmacher leisten Vorzügliches, 
so Hartmann, Flasge und Andere. 
Auch Goldschmiedekunst und Email, Schmuck und Tafel- 
geräthe, Dosen, vornehmlich aber die Miniatur steht in dieser 
Epoche auf einer Höhe des Könnens, welche bisher noch nicht 
wieder erreicht wurde. 
Die Auswahl der noch vorhandenen Möbel ist nicht über 
reich, da im Laufe des Jahrhunderts viel vernichtet oder ver 
schleudert wurde, doch sind die charakteristischesten Typen der 
Zeit in zum Theil mustergiltigen Exemplaren noch erhalten und 
sie werden nun mit Eifer gesammelt.
	        
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