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treten Wilhelm Schadow, der Sohn des Bildhauers, und die Brüder
Veit und Schnorr von Carolsfeld bei, und dann Cornelius, welcher
nicht so sehr durch seinen Faust-Cyklus als durch seine Nibelungen-
Bilder auch Goethe allmälig zu milderem Urtheile über die neue
Richtung bewegt. Einflussreiche Deutsche in Rom kommen 1I11
sofort mit offenen Sinnen entgegen, so Wilhelm von Humboldt,
so Niebuhr und Bunsen. 1812 schon vereinigen sich Cornelius,
Overbeck, Schadow und Philipp Veit zu gemeinsamem Werke,, mit
welchem die Monumental-Malerei und die Freseotechnik v iedei
zum Leben erweckt wird: die Geschichte Josephs für die Casa
Bartholdy, nun in der Berliner National-Galerie; später, von 1817,
folgen die Darstellungen zu Dante, Ariost und Tasso, an welchen
Overbeck, Julius Schnorr, Koch, Veit und im weiteren Verlaufe
auch der junge Oesterreicher Führich sich betheiligen. In Oester
reich, und zwar in Prag, hat schon Führich’s alter Lehrer Tkadlik
eine christlich-romantische Kunstschule begründet, und nun wirken
von Rom die Erfolge Overbeck’s auf die Wiener Akademie zurück,
die ihn zehn Jahre vorher schnöde verjagt hatte. München unter
Cornelius’, Düsseldorf unter Schadow’s Führung folgen. In Fiank-
reich lenken Ingres, Prudhon, Gros, Isabey, Ary Scheffer in die
romantische Richtung ein. Neben der religiösen werden alle anderen
Gattungen der Malerei gepflegt. In Wien vor Allem wird das
Sittenbild vorbereitet durch Peter Krafft’s „Abschied und Heimkehl
des Landwehrmannes“; seinen Spuren folgen dann Waldmuller,
Danhauser und P. Fendi, deren Entwicklung einer späteren Epoche
angehört; auch Amerling’s und Gauermann’s Jugendwerke ent
stehen an der Grenze des von uns in’s Auge gefassten Zeit
abschnittes.
Das Bild der geistigen Cultur zu Beginn unseres Jahrhunderts
wäre nicht gerundet, gedächten wir nicht auch der blühenden
Poesie dieser Tage (welche vorauseilend die neuen Strömungen
innerhalb der bildenden Kunst einleitet) und der Wissenschaft, die
zumal auf historischem, philologischem, naturwissenschaftlichem
Gebiete die Fundamente schafft, auf welchen die grössten Errungen
schaften unseres Jahrhunderts sich erheben. Die grössten Deutschen
des 18. Jahrhunderts ragen in unsere Epoche herein. 1803 stirbt
der Dichter der Messiade und Herder; 1804 der Weise . von
Königsberg; 1805 folgt ihnen in der Vollkraft seiner Jahre, mitten
aus der Arbeit an einem Werke, das in der Vollendung die meisten