tum 1255 trägt. Ihre Schutzpatrone sind der hl. Stephan und
der hl. Nikolaus. Wir sind mitten im 13. Jahrhundert, als die
Krönung des Dogen Lorenzo Tiepolo (1268) in feierlicher
Weise begangen wird, und der Chronist dieser Zeit Martino
da Canale Zeugnis gibt, dass eine Prozession am Dogen
palast vorbeizog, zu der alle Venezianischen Künste ihren
Beitrag leisteten. Jene der Glasmacher soll besonders erwäh
nenswert und prächtig gewesen sein. Der Chronist erzählt,
dass man reiche Girlanden von Perlen, Flaschen sogenannte
«guastade», Riechfläschchen genannt « oricanni» und eben
solche wohlgeformte Glasgegenstände sah. Ein Vertrag zwi
schen dem Dogen Jacopo Contarini und dem Fürsten von
Antiochien, der 1277 unterzeichnet worden ist, gibt uns einen
Begriff der weiten Entfaltung die die Handelsbeziehungen
Venedigs besonders mit dem Orient erreicht haben. Die Über
lieferung berichtet, wie nach dem Beispiel von Marco Polo
die kühnen venezianischen Weltfahrer, die bis in die ent
ferntesten Gebiete Asiens gelangt sind, den Gebrauch der
Perlen oder künstlicher Steine aus Glas als Tauschgegen
stände lernten (von daher rührt auch der Begriff der « con-
terie » für den typisch venezianischen Glasschmuck her).
Der Staat übernimmt die direkte Kontrolle über Produktion
und Handel, er verfügt auch, aus Gründen der Sicherheit
gegen die oft eintretenden Feuersbrünste dass gegen Ende
des XIII. Jahrhunderts alle Fabriken auf die nahe Insel Mu-
rano verlegt werden. Die einzige Ausnahme bilden die beschei
deneren Öfen, in denen die kleinen Gläser, «verixelli» genannt,
hergestellt werden, und die in der Stadt verbleiben. Man kann
ohne weiteres behaupten, dass diese Sicherheitsmassnahme
der Gründungsakt der zukünftigen Tradition Muranesischer
Glaskunst war. Dieser Kunstart werden zum Unterschied von
den anderen Handwerkszweigen die Vorrechte des Adels
Zuteil. Die Familien der Meister der Glaskunst können sogar
mit denen des Venezianischen Patriziats verwandt werden; die